Licht für Gesundheit

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Medizinische Aspekte der Beleuchtung


Die Evolution des menschlichen Lebens hat nach dem Glauben in der Wissenschaft unter der Sonne afrikanischer Steppen stattgefunden, wo der Wechselrhythmus von Tag und Nacht etwa 12 Stunden über das ganze Jahr beträgt. Auch nachdem die Menschen nordwärts ausgewandert sind und vor etwa 10.000 Jahren auf dem Gebiet der heutigen Türkei die ersten konzentrierten Siedlungen wie Dörfer und Städte gebaut haben, blieb ihr Leben von der Sonne gesteuert. Mit einigen Änderungen, z.B. waren jetzt die Jahreszeiten unterschiedlicher als vorher. Die Menschen hatten ihr früheres Leben als Jäger und Sammler hinter sich gelassen und fingen an, nunmehr Agrarkulturen zu entwickeln.

Bis zur Erfindung des Eisenbahntransports und der Nutzung von Kohle als Energieträger blieb die Sonne die hauptsächliche Licht- und Energiequelle. Auch die „großen“ Städte der Antike und deren Häuser wurden für eine optimale Nutzung der Sonnenenergie entworfen. Beispielsweise das antike Priene gilt heute noch als Beispiel für eine moderne Solararchitektur. In manchen Umgebungen spielte ein zweiter Aspekt, das Vermeiden negativer Wirkungen des Sonnenlichts, eine wichtige und keineswegs zweitrangige Rolle. In manchen Gebieten der Erde ordnet sich die gesamte Architektur diesem Ziel unter.

Die Größe der Städte wurde begrenzt durch den sog. Holzsammelkreis, was bedeutet, dass Wohngebiete nicht größer wachsen konnten, wenn das Sammeln und Einbringen von Holz mehr Energie verschlang als es einbrachte. Sogar Athen war klein an heutigen Dörfern und Städten gemessen.

Diese Situation änderte sich unmittelbar, als es gelang, Kohle zu fördern und sie an die menschlichen Siedlungen zu befördern. Enge Straßen mit zu hohen Gebäuden, Staub und Rauch in der Luft und sonstige Immissionen waren eine der einschneidendsten Folgen dieser Entwicklung, die sich zu Beginn der Industriellen Revolution abspielte. Bis dahin brauchten nur wenige Menschen überhaupt einen Gedanken an Licht und Beleuchtung zu verschwenden. Der Vorabend der Industriellen Revolution war begleitet durch manche mysteriöse Krankheit wie Rachitis, deren Hintergrund ein polnischer Arzt schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts als „Krankheit der Finsternis“ erkannt hatte. Die Beziehung zwischen Vitamin D und Tageslicht sowie zwischen dem Vitamin D Mangel und Rachitis musste fast ein Jahrhundert untersucht werden, bis alle überzeugt waren, dass der Effekt durch ultraviolette Strahlung hervorgerufen wird. (Anm.: In vielen Veröffentlichungen findet sich der Name „Licht“ für diese Art der Strahlung. Ebenso wird infrarote Strahlung als Licht bezeichnet. Häufig wird auch nicht zwischen „Sonnenlicht“ und „Sonnenstrahlung“ unterschieden. Der korrekte Gebrauch ist gegeben, wenn die sichtbare Strahlung der Sonne als „Sonnenlicht“ bezeichnet wird. Die Gesamtheit der Solarstrahlung umfasst auch die unsichtbaren Wellenlängen.) Im Jahre 1903 hat Niels Finsen, der Vater der modernen wissenschaftlichen Phototherapie, den Nobelpreis für Medizin für seine „Finsen Lichttherapie“ verliehen bekommen, mit der Infektionskrankheiten bekämpft werden konnten, insbesondere lupus vulgaris. Finsen hat nicht zwischen Licht und Strahlung unterschieden. Er hat immer die Sonne angebetet, weil er behauptete, sie sei für ihn lebenswichtig. Niels Finsen kam aus Island, eine Insel auf einem Breitengrad wie andere Länder, bei denen sich heute eine neue Qualität der Lebensumstände bemerkbar macht: Die Winterdepression oder SAD. Diese Form der Depression war schon 400 Jahre vor Christi Geburt bekannt, Licht als Ursache wurde aber erst in unserer Zeit, 1984, erkannt und nachgewiesen.

In den 1930ern und 1940ern hat die Medizin das Sonnenbaden für Kinder als gesund empfohlen. Während die Sonnenanbeter in vielen europäischen Städten längst vergessene Kultelemente hervorholten, – so war z.B. der Sonntag der Tag der Anbetung der Sonne und deren Gottes Apollo, der wiederum Vater des Gottes der Medizin, Aesculapius, war – hat die Industrie wirksame Techniken für die künstliche Beleuchtung von Arbeitsstätten und Wohnhäusern entwickelt.

Es war allerdings nicht die Glühlampe von Edison, die das heilige Licht der Sonne aus unserer künstlichen Umwelt vertrieben hat, sondern die Leuchtstofflampe – „Neonlampe“ -, die unsere gesamte Beziehung zu Licht und erbauter Umwelt verändert hat. Diese Lampe war schon vor dem II. Weltkrieg entwickelt worden, sie wurde aber erst nach 1955 auf breiter Front eingesetzt. Bis dahin mussten Arbeitsstätten unter Berücksichtigung natürlicher Beleuchtung geplant und erbaut werden. Das Gleiche gilt für Wohnhäuser, sofern Menschen in der Lage gewesen sind, die Qualität ihrer Umgebung auswählen zu dürfen. Während es den Benutzern weitgehend gelang, Leuchtstofflampen aus Wohnungen, Bars oder den meisten Restaurants herauszuhalten, haben die wirtschaftlichen Vorteile dieser Lampe ihr einen nie dagewesenen Triumph in der Arbeitswelt ermöglicht, vergleichbar mit dem des Computers.

Nun wird auf gesetzlichem Wege versucht, die Glühlampe aus Europa zu verdrängen. Die EU hat ein sog. „Glühlampenverbot“ erlassen mit der Maßgabe, dass diese Lampe schrittweise aus dem Markt verschwindet. Der Grund ist die angeblich mangelnde Energieeffizienz. Tatsächlich erzeugt die Lampe neben etwas Licht sehr viel Infrarot. So gesehen ist die Energieeffizienz tatsächlich gering, allerdings nur dann, wenn man Licht so definiert wie in der Lichttechnik. Ein Mediziner wird aber nie auf die Idee kommen, nach dieser Definition zu verfahren. Für ihn ist Licht auch was sonst Infrarot und UV heißt. Die benutzt er sogar als Heilmittel.

Nun wollen auch Ingenieure die Beleuchtung als eine Art Heilmittel einsetzen. Weltweit sind große Bemühungen im Gange, solche Wirkungen nachzuweisen, um aus der Beleuchtung für das Sehen eine für gesundes Leben zu realisieren.

Ahmet Cakir


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