Licht für Gesundheit

CyberLux

Natürliches Licht in Arbeitsumgebungen


Ahmet Cakir

Die Sonne hat ihre dominierende Rolle als die Hauptquelle für Beleuchtung in der Arbeitswelt etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts eingebüßt. Dieser Zeitraum fällt zusammen mit der Entwicklung der Leuchtstofflampe, als diese akzeptable Sehbedingungen realisieren half. In manchen Ländern der Erde werden Arbeitsbereiche ohne Berücksichtigung des Tageslichts gestaltet und erhalten sehr wenig Sonnenlicht, wenn überhaupt. In manchen Ländern wie z.B. Dänemark hat jeder Arbeitnehmer Recht auf Tageslicht während in anderen Ländern jeder Arbeitsplatz eine Sichtverbindung nach draußen haben muss, so in Deutschland. Egal, was es dort zu sehen gibt. Diese Bestimmung findet sich in einer wichtigen Verordnung des Bundes in einem Paragrafen zur Beleuchtung, allerdings ohne jeglichen spezifizierten Bezug zur Beleuchtung. Die Bundesländer schreiben sogar die relative Größe von Fenstern vor, ohne allerdings zu verbieten, dass große Bäume davor stehen. Tageslicht ja, Tageslichtbeleuchtung nicht notwendigerweise!

Das menschliche Wesen hat sich unter der Sonne entwickelt und lebte für Jahrtausende in Harmonie mit ihrer Hitze und mit ihrem Licht. In den letzten 50 Jahren haben wir aber den engen Bezug zur Sonne und der heilenden Kraft ihrer Strahlen verloren. Viele Menschen haben sogar Ängste gegen sie entwickelt. Die Sonnenanbetung der Anfänge des letzten Jahrhunderts hat den Ängsten über Hautkrebs Platz gemacht. In vielen Büchern und Artikeln werden das natürliche Licht und seine Quelle als eine Art Gefahr behandelt, gegen die allerlei Mittel angeboten werden. Die technische Literatur befasst sich nur nebenbei mit den positiven Aspekten des Tageslichts.

Nach der ersten globalen Energiekrise zu Beginn der 1970er Jahre wurde Tageslicht als Energiequelle (wieder)entdeckt und zum Mittel der Beleuchtung von Arbeitsplätzen. Es folgte die Wiedergeburt der Solararchitektur, die sorgsam gehegt und gepflegt wird – allerdings nicht immer mit einem verständlichen Hintergrund. So werden beispielsweise Bürogebäude mit einem Wintergarten davor gebaut, der Energie sparen helfen soll. Leider nimmt diese Einrichtung nicht zu knapp Licht weg, so dass man für Beleuchtung mehr Energie aufwenden muss. Diese ist aber „edle“ elektrische Energie, bei deren Erzeugung und Transport etwa zwei Drittel der eingesetzten Primärenergie verloren gehen. Energie zum Heizen lässt sich aber mit hohem Wirkungsgrad bzw. fast verlustfrei vor Ort gewinnen. So kann der gutgemeinte Ansatz anstelle Energieeinsparung das genaue Gegenteil bewirken. Wir benötigen daher Konzepte, die angeben, was sie bewirken wollen und was sie noch nebenbei ungewollt bewirken. Natürliche Beleuchtung von Arbeitsbereichen kann durch Fenster, Oberlichter und Kombinationen beider erfolgen. Der Transport von Tageslicht in Räume ohne Kontakt zur Außenwelt stellt einen „neuen“ Ansatz dar, der heute erforscht wird. (Anm.: In diesem Kontext bedeutet „neu“ einige Jahrzehnte alt, aber dennoch weitgehend als Theorie verstanden.)Das Tageslicht hat seine Rolle als Lichtquelle für Beleuchtungszwecke insbesondere deswegen verloren, weil man sich nicht in der Lage gefühlt hatte, mit einem ewig veränderlichen Umweltfaktor umzugehen. Heute wurde aber die gleiche Eigenschaft, die „Dynamik“ des Tageslichts, als ein besonderes Qualitätsmerkmal entdeckt, und sogar Firmen, die künstliche Beleuchtung anbieten, versuchen die Dynamik nachzuahmen. Dynamik – und alles, was damit zusammenhängt, gehören zu den wichtigsten Diskussionsgegenständen dieses Forums.

Da Tageslicht aus verständlichen Gründen nicht ständig zur Verfügung steht, wir aber möglichst unabhängig von der Zeit leben und arbeiten wollen, gehören intelligente Konzepte zur Harmonisierung von Kunst- und Tageslicht zu den wichtigsten Forschungs- und praktischen Gestaltungsaktivitäten.

eingestellt in CyberLux: November 2001

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