Licht für Gesundheit

CyberLux

Licht und Architektur


Autor

Heinrich Kramer

Beitrag

Im Abendland haben sich beginnend mit der Renaissance (Galilei / Römisch-Katholische Kirche, Newton, Goethe usw.) zwei verschiedene Betrachtungsweisen des Lichts entwickelt. Entsprechend unterschiedlich ist der Planungs- und Gestaltungsprozess und seine sichtbaren Ergebnisse. Dies zeigt sich besonders in der Architekturbeleuchtung.

In anderen Kulturen haben sich diese unterschiedlichen Denkweisen nicht entwickelt. Sie wurden erst später von Europa und Amerika dahin exportiert.

Die eine Sichtweise betrachtet das Licht als eine elektromagnetische Welle, die mit physikalischen Größen (mess- und berechenbar) beschrieben werden kann. Diese Betrachtungsweise schließt alle emotionalen, ästhetischen und psychologischen Wirkungen des Lichtes aus. Davon betroffen ist besonders das Tageslicht und das „schöne“ Licht. Die Richtlinien für gute Beleuchtung sind in den Normen 5034 und 5035 niedergelegt.

Die andere orientiert sich an der menschlichen Wahrnehmung und wird speziell von Architekten, Künstlern und besonderen Lichtplanern gepflegt. Sie versucht, die vorher vernachlässigten Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Ihre Bemühungen werden leider nur unzureichend zur Kenntnis genommen. Ihre Erfahrung im Umgang mit dem Licht wird als unwissenschaftlich eingestuft. Da unsere Zeit wissenschaftsgläubig ist, werden 95 % aller Lichtprojekte nach der zuerst genannten Art abgewickelt.

Bauherren beurteilen das Ergebnis der Planung auf Basis ihrer Wahrnehmungserfahrung. Diese schließt alle Aspekte des Lichtes (auch die emotionalen und ästhetischen) ein. Deshalb sind für Gestalter die Normen aus vorgenannten Gründen wenig hilfreich.

Sie benötigen Empfehlungen für gutes Licht, die alle Wirkungen des Lichtes berücksichtigen und eine Sprachregelung (keine lichttechnische und physikalische Spezialsprache) auf Basis der Wahrnehmungserfahrung der Menschen. Nur so lässt sich ein Kommunikationsprozess aufbauen, der für die Planungsbeteiligten und den Bauherrn elementar wichtig ist.

Die Lichtbranche ist inzwischen zu der gleichen Erkenntnis gelangt. Daher wird in den lichttechnischen Gesellschaften, der CIE und den Berufsgenossenschaften verstärkt versucht, Lichtqualität zu erfassen und eventuell die Richtlinien und Normen zu überarbeiten.

Die neuen Erkenntnisse über den Zusammenhang von Licht und Gesundheit (Biorhythmus, circadianer Rhythmus, SAD, Melatonin, Vitamin D) machen eine Revision sowieso notwendig.

Die vorgenannten Organisationen tun sich jedoch äußerst schwer, weil für Richtlinien, die auf Wahrnehmungserfahrungen aufbauen, mit der bisherigen Forschungsmethodik (Determinismus) keine relevanten Ergebnisse zu erzielen sind. Forschungsgebiete wie die Anthropologie, Verhaltensforschung, Psychologie, Philosophie, Evolutionsforschung, Sprachforschung und Neurobiologie (besonders das Gehirn) sind mit ihrem Forschungsmethoden gefragt.

Grundlage aller Untersuchungen über die Lichtqualität ist ein geeignetes Wahrnehmungsmodell. Das zur Zeit für die Lichttechnik verbindliche ist so aufgebaut, dass es – wie zuvor genannt – nur Teilaspekte des Lichtes berücksichtigt.

Wahrnehmungsmodelle, die das Verhalten besser beschreiben, beruhen auf der Bedürfnispyramide von Maslow, den Human Needs von W. Lam und Untersuchungen von Kaplan & Kaplan.

Die Beiträge von Kramer und Slabke versuchen auf Basis dieser Erkenntnisse, Lichtqualität zu erfassen und Empfehlung für gutes Licht zu formulieren.

eingestellt in CyberLux: 30. Januar 2002

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