Autor
Ahmet Cakir
Kurzfassung
Dieser Beitrag ist eine kurzgefasste Übersetzung eines Forschungsberichts von EPRI ( Relationship Between Light and the Development and Growth of Internal Solid Cancers: A Review of Current Research and the Potential Implications for Lighting Practice, 2004) mit Kommentaren. Es sei angemerkt, dass seit dem Erscheinen dieses Berichts zahlreiche Forschungsarbeiten durchgeführt worden sind, die die Entstehung und Entwicklung von Krebs in Verbindung mit Licht zum Thema hatten. Diese sind in diesem Beitrag nicht berücksichtigt.
Licht übt auf Menschen und Tiere vielfältige Wirkungen aus, die nicht mit Sehen zusammen hängen. Da der natürliche Wechsel zwischen hell und dunkel menschliche Physiologie und menschliches Verhalten in erheblichem Maße beeinflusst, kann eine Störung des Wechsels durch künstliches Licht ernstzunehmende gesundheitliche Störungen verursachen. Dieser Bericht behandelt das Wissen um eine solche Wirkung: den Einfluss der nächtlichen Lichtexposition auf die Häufigkeit und Entwicklung von Krebs (soliden Tumoren).
Beitrag
Hintergrund
Dass eine übermäßige Exposition der Haut der Sonnenstrahlung eine Schädigung von Zellen hervorrufen kann und zu einer Entwicklung von Hautkrebs führen kann, wird seit langem angenommen. Im Gegensatz hierzu ist die Möglichkeit einer Krebsentstehung über das Licht, das das Auge betritt, und hierdurch die circadiane Rhythmik des Körpers beeinflusst, und über diesen Weg schädliche Wirkungen entfalten kann, wird erst in jüngerer Zeit in der Grundlagenforschung und klinischer Forschung berücksichtigt.
Gegenstand
- Übersicht der heute (Anm.: zum Zeitpunkt der Studie) verfügbaren Erkenntnisse über das Auftreten und Wachstum von Krebs darstellen
- Empfehlungen für die Ausrichtung weiterer Forschungsarbeiten erarbeiten
Ansatz
Das Projektteam hat verfügbare Forschungsergebnisse zusammen getragen, die sowohl in Studien mit Menschen als auch mit Tieren bezüglich einer Krebsentstehung (Initiation, Promotion und Progression) gewonnen worden sind. Dessen Ausarbeitung stellt das verfügbare Wissen in folgender Hinsicht dar:
- Die Natur des circadianen Systems und dessen Regulation durch Licht
- Die Regulierung des nächtlichen Melatoninausschüttung durch die Zirbeldrüse und der Einfluss von Licht
- Grundmechanismen der Entstehung und des Wachstums körperinneren Krebses
- Grundmechanismen über die das körpereigene nächtliche Melatonin Krebsentstehung und Krebswachstum fördert
- Experimentelle (Labor-) Nachweise für einen Einfluss des Lichts auf diese Krebserkrankungen, insbesondere epidemiologisch gewonnene Erkenntnisse für einen Einfluss auf Nachtarbeiter
Auf der Basis der so dargestellten Erkenntnisse hat das Team Folgen für die Beleuchtungspraxis diskutiert.
Ergebnisse
Tierexperimente liefern eine zunehmende Menge an Nachweisen bezüglich Krebsentstehung infolge hellen Lichtes in der dunklen Tageshälfte durch Änderung von hell/dunkel Rhythmen. Dies betrifft insbesondere Brustkrebs entweder durch Unterdrückung der nächtlichen Melatoninausschüttung, Störung des circadianen Rhythmus oder durch beide. Ähnliche Ergebnisse wurden hinsichtlich der Entwicklung von menschlichen Brustkrebses bei weiblichen Ratten ermittelt. Von den gesichteten 24 wissenschaftlichen Studien haben 62,5 % eine Stimulierung der Tumorentstehung durch Licht in der Dunkelheit auf gezeigt, 25 % unterschiedliche bzw. keine Hinweise geliefert, 12,5 % eine Verhinderung von Tumorentstehung durch Licht ergeben. Darüber hinaus zeigten einige euere Studien eine Dosis-Wirkung-Beziehung zwischen Lichtexposition und Leberkrebs auf.
Mit den Ergebnissen von Krebserkrankungen von Nachtarbeitern, ermittelt in epidemiologischen Studien, zusammen genommen, kann man davon ausgehen, dass es sinnvoll wäre, auf helles Licht in der Nacht über Jahre zu verzichten. Allerdings bedürfen die Erkenntnisse einer besseren Untermauerung durch weitere Studien, bevor man Vorgaben für die Beleuchtung von Häusern und Arbeitsräumen machen kann.
Diese Studie ist kostenlos verfügbar hier.