Licht für Gesundheit

CyberLux

Gesundes blaues Licht von oben für alle?


Autor

Dirk Seifert

Kurzfassung

Es ist schon lange bekannt, dass Licht einen intensiven Einfluss auf die circadiane Rhythmik des Menschen hat. Früher sprach man vom Biorhythmus. Chronobiologen, wie Prof Dr. T. Roenneberg und Arbeitswissenschaftler wie Dr. Ch. Schierz beschäftigen sich mit den Einflüssen von Licht auf den Menschen. Für die Lichtanwendung ist dieses Thema bedeutsamer geworden. Fragen zum Maß; der Öffnung von Gebäuden für mehr Tageslicht und nach der Intensität und Menge des Kunstlichtes in Arbeitsstätten werden gestellt. Die Festlegung einer bestimmten Lichtdosis pro Tag zur positiven Beeinflussung des circadianen Rhythmus wird diskutiert. Deshalb an dieser Stelle anregende Gedanken eines Praktikers für weitere fruchtbare Diskussionen.

Beitrag

Es ist schon lange bekannt, dass Licht einen intensiven Einfluss auf die Cirkadiane Rhythmik des Menschen hat. Früher sprach man vom Biorhythmus. Chronobiologen, wie Prof Dr. T. Roenneberg und Arbeitswissenschaftler wie Dr. Ch. Schierz beschäftigen sich mit den Einflüssen von Licht auf den Menschen. Für die Lichtanwendung ist dieses Thema bedeutsamer geworden. Fragen zum Maß der Öffnung von Gebäuden für mehr Tageslicht und nach der Intensität und Menge des Kunstlichtes in Arbeitsstätten werden gestellt. Die Festlegung einer bestimmten Lichtdosis pro Tag zur positiven Beeinflussung des Cirkadianen Rhythmus wird diskutiert. Deshalb an dieser Stelle anregende Gedanken eines Praktikers für weitere fruchtbare Diskussionen.

Unter den circadianen Rhythmen, die in einer 24h Periode ablaufen, werden die periodisch auftretenden Veränderungen von physiologischen, biochemischen aber auch verhaltensbezogenen Funktionen des Körpers verstanden. Erstaunlicherweise werden diese Rhythmen durch eine innere molekulare Uhr mit der äußeren Umwelt synchronisiert. Das erfolgt hauptsächlich durch die Lichteinwirkung. Bisher war noch nicht exakt bekannt wie dieser Prozess funktioniert. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Medizin zu unserem Sehorgan bewegen deshalb zur Zeit nicht nur die Gemüter der Lichttechniker. So wurden 2000 unter anderem von Dr. Sancar Forschungsergebnisse veröffentlicht, welche sogenannte Cryptochrome als cirkadiane Photoempfänger auf der Netzhaut nachweisen. Diese sind neben den bekannten Zapfen und Stäbchen hauptsächlich im unteren Bereich der Netzhaut beider Augen angeordnet. Von Ihnen wird über die Nervenbahnen eine Information, vereinfacht gesagt: es ist Tag oder Nacht, an das Gehirn weitergegeben. Das Gehirn steuert dann die Körperprozesse u.a. über „Hormonausschüttungen“. Die cirkadianen Empfänger haben eine Empfindlichkeitskurve c(?), deren Maximum bei 460nm – also im blauen Spektralbereich liegt. Besonders wirksam sind auf diese Empfänger neben dem blauen und bewölktem Himmel (Oberlicht) auch tageslichtweiße Leuchtstofflampen, blaue und weiße LED sowie Monitore mit Bildröhren, wenn das Licht von schräg oben in das Auge einfällt. So stellt sich für den Praktiker die Frage – sollte man neben einer normalen Innraumbeleuchtung in Leuchten zusätzliche Akzente anordnen, welche diesen gesunden blauen Lichtanteil von schräg oben in das Auge projezieren? Sollten nun nur noch tageslichtweiße Leuchtstofflampen eingesetzt werden, obwohl deren Lichtfarbe bei niedrigeren Beleuchtungsstärken vielleicht unakzeptabel ist? Ist die farbdynamische Beleuchtung mit Farb- und Intensitätswechsel auch ein Weg für aktives und gesundes Licht in Arbeitsstätten?

Systeme wie z.B. „Colormix“ bieten ja solche Lösungen. Vielleicht muss die gesunde Lichtdosis im Innenraum nicht in für viele Arbeitsplatzbeleuchtungen unwirtschaftliche Höhen um 2000lx Nennbeleuchtungsstärke gebracht werden, wenn man andere Wege gehen kann. Auch eine Frage: Wie schädlich oder gesundheitsfördernd ist dieser blaue Lichtanteil? Das richtige Maß an Spektraler Zusammensetzung und Intensität muss gefunden werden. Man kann auch heute schon mit recht einfachen Mitteln gesunde Arbeitsplatz- und Raumleuchten herstellen. Ein erster vielversprechender Versuch ist die Ergänzung der Leuchte „ME 263“ von Kotzolt- Lichttechnik Lemgo mit einem zentralen Lichtaustritt (blaues LED Licht, spektraler Schwerpunkt nahe 460nm) zur positiven Konditionierung der Personen im so beleuchteten Raum. Diese Leuchten gibt es übrigens als Anbau-, Einbau und Pendelversion. Ein ähnlicher Effekt wird auch mit Sekundärsystemen wie dem System „Harmonie“ erzielt. Hier wird ein zusätzlicher blauer Lichtanteil über entsprechend hinterleuchtete Dekorstreifen abgegeben. Es ist zu erwarten, dass viele Leuchtenhersteller Interesse haben, gesunde Leuchten zu entwickeln. Allerdings steht meiner Meinung nach eine wirkliche wissenschaftliche Begründung für zusätzliches blaues Licht von oben und dessen gesundheits- und aktivitätsfördernde Wirkung noch aus. Ein Nachweis der möglichen Leistungs- und Produktivitätssteigerung infolge einer solchen Beleuchtung dürfte die Ökonomen besonders interessieren. Ein Rat für alle, denen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten die richtige gesunde Lichtdosis pro Tag noch fehlt: einfach mittags ein kleiner Spaziergang ums Haus aktiviert den Körper auch – zumindest kommt man einfacher über das Leistungstief nach dem Mittagessen. Ob neben dem Tageslicht da auch die frische Luft ihren Beitrag leistet?


Harmonie

Harmonie

Kotzolt-Lichttechnik ME 263

Kotzolt-Lichttechnik ME 263

Literaturnachweis:

Prof. Dr. H. Schober, Das Sehen, Fachbuchverlag Leipzig 1958

Dr. A. Sancar, Cryptochrome: The Second Photoactive Pigment in the Eye and Its Role in Circadian Photoreception, Annu. Rev. Biochem. 2000. 69:31–67

Anmerkungen von Dr. A. Cakir zu Cryptochromen im Expertenforum bei www.cyberlux.de ,
Prof. Dr. T. Roenneberg, Wie vertragen sich Schichtarbeit und innere Uhr, Vortrag bei „Light and Vitality“, 07.11. 2003 Dresden

Prof. Dr. H. Irtel & S. Kief, Color discrimination for diffuse light sources, Vortrag Farbinfo 2003, 09.-11.10.2003, Universität Mannheim

Dr. Ch. Schierz, Unspezifische biologische Lichtwirkungen am Arbeitsplatz, Beitrag auf der Herbstkonferenz 26.-27.09. 2002 der GfA, TU Ilmenau

Prof. Dr. D. Gall, Welche Lichtfarbe braucht der Mensch, Vortrag bei „Light and Vitality“ 07.11. 2003, Dresden

Informationen zur Gestaltung der Arbeitsplatzbeleuchtung auch über www.lichtstudio-halle.de
Bildnachweis: Kotzolt-Lichttechnik ME 263 (2 Bilder) und Harmonie (2 Bilder) zur Auswahl

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© 2004 Dipl.-Ing. Dirk Seifert

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