Licht für Gesundheit

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Die Qualität von Licht in der Beleuchtungsplanung


Autor

Uwe Slabke

Kurzfassung

Die Erfahrung vieler Planer hat gezeigt, daß nur das Einhalten der Gütekriterien der Beleuchtungsnorm zum Beispiel für die Planung eines Empfangsbereichs, keine Garantie dafür ist, eine gute Beleuchtungsanlage zu schaffen. Dies hat zu der Erkenntnis geführt, daß noch weitere Merkmale für eine positive Bewertung von Licht in Räumen existieren müssen. Woher kommen nun diese Kriterien?


Zufriedenheit des Nutzers mit einer Beleuchtungsanlage ist die Kernaussage in diesem Beitrag. Für eine kundenorientierte Beleuchtungsanlage ist eine systematische Erfassung der Kundenanforderungen und Bedürfnisse erforderlich, damit im Planungsprozeß diese Ziele berücksichtigt werden können. Zu diesem Zweck ist ein geeignetes Zielsystem im Hinblick auf die Bedürfnisse des Nutzers aufzustellen.


Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage auf welcher Grundlage dieses Zielsystem basiert und wirft innovative und moderne Fragestellungen für die Lichtplanung auf. Es werden die Bedürfnissen des Menschen in den Kontext Licht und Beleuchtung gestellt.


Beitrag

Lichtplanung – Kundenzufriedenheit – Bedürfnisse

Der Nutzen und die positive Bewertung von Licht in Räumen hängt maßgeblich von der Güte der Beleuchtung ab. Die nationalen und internationalen Beleuchtungsempfehlungen und Richtlinien geben Gütemerkmale der Beleuchtung an. Die Erfahrung vieler Planer hat jedoch gezeigt, daß nur das Einhalten dieser Gütekriterien der Beleuchtungsnorm zum Beispiel für die Planung eines Empfangsbereichs, keine Garantie dafür ist, eine gute Beleuchtungsanlage zu schaffen. Dies hat zu der Erkenntnis geführt, daß noch weitere Merkmale für eine positive Bewertung von Licht in Räumen existieren müssen.

Die Gruppe der Architekten, Innenarchitekten, Designer und Künstler und die Gruppe der Lichttechniker und Beleuchtungsingenieure befassen sich planerisch mit dem Thema Licht am Bau. Ihre Auffassung von diesem Thema sind jedoch völlig unterschiedlich.

Beide Planungsansätze vereinen sich in der Praxis immer. So muß der Techniker auch für die Installation geeignete Leuchten und Leuchtenpositionen festlegen. Der Lichtgestalter muß ein geeignetes Beleuchtungsniveau realisieren, Blendung im richtigen Kontext vermeiden und eine der Sehaufgabe entsprechende Beleuchtung realisieren.

Grundlage der oben genannten unterschiedlichen Meinungen und Kriterien der Lichtqualität hängen wohl ursächlich mit den unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Bedürfnismodellen und der Gewichtung der Kriterien zusammen.

Die wichtigste Berufsgruppe, die über die Zusammenhänge von Lichtqualität Bescheid wissen sollte und die im täglichen Planungsprozeß alle Einflußfaktoren mit berücksichtigen muß, ist die Gruppe der hauptberuflichen Lichtplaner und Architekten. Einer der wichtigsten Vertreter dieser Zunft ist Herr Prof. Kramer (Lichtdesign GmBH in Köln). Seine Theorien bilden heute die wichtigsten Grundlagen zur Lichtqualität. Diese Personen haben einen großen Erfahrungsschatz in Sachen Lichtqualität. Sie verfügen über sehr differenzierte Erkenntnisse bedingt durch ihre Felderfahrung. Diese Personen sollten dazu befragt werden, welche Faktoren maßgeblich Einfluß nehmen und wie stark die Faktoren zu gewichten sind. In Befragungen im Feld sollten diese Kriterien dann validiert werden.

Kundenzufriedenheit

Kundenzufriedenheit ist ein Thema, welches in den letzten Jahren sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der unternehmerischen Praxis zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt. Ein Unternehmer der einen eigenen zufriedenen Kundenstamm hat, besitzt große Vorteile gegenüber Wettbewerbern, da ein aufgebautes Vertrauen des Nutzers zum Produkt und Unternehmen die Zufriedenheit des Kundenstamms festigen. Neukundenakquisition mittels Mund-zu-Mund-Propaganda können daraus weiter resultieren.

Das Verständnis über die Ursache-Wirkung der Zufriedenheit des Kunden, zum Aufbau, zur Entwicklung und zum Erhalt der Geschäftsbeziehung zwischen Bauherrn und Planer muß Ziel jedes Planers sein. Gute Lichtplaner haben ein fundiertes Verständnis von dem Anspruch und der Erwartung des Nutzers.

Im Mittelpunkt des Verhaltens des Nutzers und seinen Äußerungen zur Beleuchtungsanlage steht das Produkt selbst und weniger die Markenidentität (Porsche versus Ferrari) des Produkts. Die Aspekte die einem Produkt zugerechnet werden und die von den Nutzer zu einer Beurteilung herangezogen werden, üben mit großer Wahrscheinlichkeit einen starken Einfluß auf die Einstellung zum Produkt Raumbeleuchtung und Architektur aus.

Der Nutzer führt immer Bewertungen durch. Neben der allgemeinen Bewertung Produktklasse Leuchte, Innenraum etc. für seine momentanen Bedürfnisse werden auch Produktkategorien wie Allgemeinbeleuchtung und Einzelplatzbeleuchtung sehr differenziert bewertet. Auf der Ebene der geringsten Detailliertheit zum Beispiel „Design der Leuchte“ sind insbesondere kulturelle und soziale Einflüsse für die Bewertung und das Verhalten maßgebend.

Im Bereich Kundenzufriedenheit als Ausdruck der Bedürfnisbefriedigung in Bezug auf Licht wird die Beziehung zwischen Licht, Beleuchtung und dem Nutzer untersucht.

Bedürfnisbefriedigung

Jeder Nutzer verfolgt hinsichtlich der Verwendung einer Beleuchtungsanlage im Innenraum bestimmte Ziele. Diese Ziele beeinflussen ihn maßgeblich bei der Beurteilung und damit bei der Akzeptanz. Für eine kundenorientierte Beleuchtungsanlage ist deshalb eine systematische Erfassung der Kundenanforderungen und Bedürfnisse erforderlich, damit im Planungsprozeß diese Ziele berücksichtigt werden können. Zu diesem Zweck ist ein geeignetes Zielsystem im Hinblick auf die Bedürfnisse des Nutzers aufzustellen.

Hintergründe Maslows zur Bedürfnisbefriedigung

Das Hauptprinzip in der Organisation des menschlichen Motivationslebens ist die Anordnung der Bedürfnisse in einer Hierarchie von größeren zu kleineren Prioritäten.

Das wichtigste dynamische Prinzip in dieser Organisation bei einem gesunden Menschen, ist das Auftauchen der weniger vormächtigen Bedürfnisse nach Befriedigung der mächtigeren. Motive die durch einen Mangel entstehen, erlöschen nach ihrer Befriedigung vorübergehend, während Wachstumsmotive durch Befriedigung gesteigert werden.

Relative Befriedigung unterdrückt eine Bedürfnisebene und erlaubt es dem nächst höheren Ensemble von Bedürfnissen, in der Hierarchie aufzutauchen, zu dominieren und die Persönlichkeit zu organisieren, so daß der Mensch, anstatt zum Beispiel von Hunger, von Sicherheit geprägt ist.

Die grundlegendste Folge der Sättigung jedes Bedürfnisses, ist das Untertauchen dieses Bedürfnisses und das Auftauchen eines neuen Höheren. Dies zeigt sich dadurch, das Licht meistens kaum wahrgenommen wird und als ein selbstverständliches Gut betrachtet wird.

Die Aufgabe der Bedürfnisbefriedigung ist fast vollständig auf die tieferliegenden angemessenen Befriedigungsfaktoren beschränkt. Auf lange Sicht kann es keine zufälligen und unwillkürlichen Wahlmöglichkeiten geben, außer für nicht grundlegende Bedürfnisse.

Auch die Signale, Warnungen oder assoziierenden Befriedigungsfaktoren genügen nicht; nur die Befriedigungsfaktoren selbst stellen die Bedürfnisse zufrieden.

Man muß Kanalisation betreiben, statt bloße Assoziation. Es stellt sich zum Beispiel dar, das auch in der Anwendung von Vollspektrumlampen als Tageslichtersatz, niemals eine ähnliche Akzeptanz wie beim Tageslicht induziert wird.

Was haben diese Faktoren nun für Einflüsse in Bezug auf die Bedürfnisse des Menschen im Innenraum mit Licht?

Theoretische Betrachtung zu den einzelnen Grundbedingungen mit Licht im Innenraum – Bedürfnispyramide

Aus der Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow und dem von dem Psychologen Nicol weiterentwickelten Bedürfnismodel wurden am Fachgebiet Lichttechnik der TU Ilmenau in einer differenzierten Untersuchung sogenannte Deskriptoren (beschreibende Variablen) aufgestellt, die aus dem Bedürfnismodell entwickelt wurden.

Unter der Voraussetzung des Wahrnehmungsmodells von Gregory kann man auch spezielle Bedürfnisse in Bezug zum Licht definieren. Diese Tabelle stellt einen Versuch dar, die wichtigsten Bedürfnisse des Menschen in Bezug zum Licht axiomatisch aufzustellen.

Bedürfnisebene
Bedürfnismerkmale
und Licht
Bedürfnismerkmale
(zur Vollständigkeit)
Selbstverwirklichung
(Psychosoziale,
geistige Bedürfnisse)
5 Individualität, Gerechtigkeit
Bedürfnis nach Wachstum
Güte und Selbstlosigkeit
Gute Lebens-, Wohn-,
und Arbeitsbedingungen besitzen
ICH-Bedürfnisse 4 Anerkennung, Geltung, Achtung, Status, Prestige Selbstachtung
Ästhetik
Informiertheit
Soziale Bedürfnisse 3 Gruppenzugehörigkeit Liebe und Freundschaft
Kommunikation
Kontakt mit eigener Gruppe
Privatheit
Veränderung
Sicherheitsbedürfnisse 2 Lebenssicherheit und Gesundheit materielle Sicherheit und
berufliche Sicherheit
Informationen wie
Sicherheit vermitteln
Licht zum Erkennen
Grundbedürfnisse 1 Licht (geeignete
Strahlungsbereiche, Quantität, Qualität)
Wasser, Luft, Nahrung, Schlaf, Unterkunft,
Klima, Sex

© 2001 Dipl.-Ing. Uwe Slabke

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