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Die dunkle Seite der Energieeffizienz


Autor

Ahmet Çakir

Kurzfassung

Die Energieeffizienz wird eine der wichtigsten Themen für die Zukunft bleiben. Allerdings ist das Thema weder für einen Ingenieur neu, noch in der Lichttechnik.  Man muss sie aber streng gegen Energiesparen abgrenzen, weil das Ziel einer Effizienz das Erreichen eines Ergebnisses mit einem möglichst geringen Aufwand an Ressourcen ist, das Ziel des Sparens hingegen das Sparen selbst, so es als notwendig erachtet wird.

Im Sinne der Energieeffizienz werden eine Reihe von Maßnahmen eingeführt, die die Qualität der Beleuchtung in Innenräumen erheblich mindern. So z.B. das Einsetzen von Verglasungen zum Mindern von Energieverlusten an die Umgebung bzw. vom Energieeintrag durch die solare Strahlung. Hierbei wird das Tageslicht erheblich abgeschwächt, so dass man bei Arbeitsplätzen mit einer geringeren Tageslichtautonomie rechnen muss. In welchem Verhältnis der Mehraufwand, den man für die Beleuchtung treiben muss, mit den Einsparungen steht, muss im Einzelfall berechnet werden.

Was wesentlich problematischer ist, ist eine ungeeignete Zielgröße für die Planung (Horizontalbeleuchtungsstärke), die für den Benutzer unsichtbar ist. Wenn man die Effizienz von Beleuchtungen auf dieser Basis misst, erscheint die am wenigsten geeignete (Direktbeleuchtung) am günstigsten. Auch Lampen mit zu hohen Leuchtdichten, die man nur für Indirektbeleuchtung benutzen sollte, scheinen besser.

Beitrag

Der Beitrag erschien in Licht 11/2012 (hier)

Aussichten und Empfehlungen

Was man heute mit Sicherheit sagen kann, ist lediglich die Tatsache, dass an der Energieeffizienz allenfalls die Idee der Energieeinsparung vorbei ziehen kann. Das bedeutet, dass man an den Zielen arbeiten muss, die eine Beleuchtung erreichen soll. Die sind nämlich so klar nicht. Wie hier gezeigt, ist nicht einmal die Sehleistung ein Maßstab, nach dem man verfahren kann. Was Beleuchtungsqualität sein soll, an dessen Beschreibung beißen sich gerade einige Experten die Zähne aus. Sie werden nicht die Einzigen bleiben.

Gläser, die man für die Energieeffizienz einsetzt, schlucken nicht nur mindestens 15% mehr vom Tageslicht. Der Farbwiedergabeindex kann weit unter 90 liegen. Ra von mehr als 90 gilt als sehr gut, bedeutet aber, dass es im Innenraum nie gesättigte Farben gesehen werden können. (s. DIN EN 410 Glas im Bauwesen). Übliche Gläser für Fassaden weisen ein Ra  zwischen 80 und 95 auf. Es gibt aber Gläser, deren Farbwiedergabe noch schlechter ist. Hingegen gilt ein Wert von Ra= 100 für Tageslicht. Das hat nichts mit Tageslicht zu tun. Vielmehr wird postuliert, dass das CIE-„Tageslichtequivalent“ D65 die höchste Farbwiedergabe erreiche. Es gibt aber keine Lichtquelle dafür.

Derzeit arbeiten z.B. tageslichtabhängige Steuerungen mit einem Grenzwert von 500 lx. D.h., wenn die Menge des Tageslichts an einem Referenzpunkt so gering wird, dass ein Luxmeter weniger als 500 lx anzeigen würde, wird künstliches Licht hinzugeregelt. Es gibt überhaupt keinen Grund für eine solche Festlegung, außer dass dieser Wert irgend wann mal in Beleuchtungsnormen erschienen ist. Dafür kann man mit Sicherheit sagen, dass ein Raum mit guter Tageslichtanbindung bei einem Wert von 200 lx so hell ist, dass niemand auf die Idee käme, Kunstlicht einzuschalten. Sogar bei 100 lx Tageslicht kann man nicht nur hervorragend arbeiten, sondern sich auch noch wohlfühlen.

Die Diskrepanz zwischen den niedergeschriebenen Anforderungen und den Anforderungen der Nutzer entsteht dadurch, dass 200 lx an einem Arbeitsplatz, erzeugt durch Tageslicht und gemessen horizontal, durch helle Möbel und Raumteile im Innern, sowie durch eine recht helle Umwelt begleitet werden. Wenn man die Beleuchtungskonzepte an den heutigen Arbeitsverhältnissen orientieren würde, anstatt Jahrzehnte alte Zöpfe in immer neue Beleuchtungsstärketabellen einzuarbeiten, wird man sehr viel Energie sparen können.

Es ist dringend erforderlich, dass man das Konzept der tageslichtabhängigen Steuerung der Beleuchtung vom Ballast des Althergebrachten befreit. Oben dargestellt ist die Präzision, mit der man eine Basis für Beleuchtungsstärken gefunden hat – die subjektive Bewertung von Umgebungen (Anm.: Diese Umgebungen waren ausschließlich Modellräume oder kleine Kästen mit Miniaturarbeitsräumen.). Ob man solche Vorgaben für eine Basis von Festlegungen in einer überlebenswichtigen Angelegenheit machen darf?

Wenn es bei einer Tätigkeit auf die Sehleistung ankommt, dann kann auch 1.000 lx zu wenig sein. Der Autor hat auch Arbeitsplätze eingerichtet, an denen die Beleuchtungsstärke auf der Sehaufgabe 4.000 lx betrug. Allerdings kann man bei solchen Sehaufgaben eher mit einer ausgeklügelter Lichteinfallsrichtung eine gute Sehleistung erreichen als durch  hohe Beleuchtungsstärken. Wie man so etwas bewerkstelligt, ist eine Sache des Konzepts. Allerdings muss man dazu nichts neu erfinden, sondern lediglich alte Konzepte studieren, die man zu Zeiten entwickelt hatte, als Licht und Strom knapp und teuer waren.

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