Licht und Lebensqualität
Licht und Lebensqualität
2013
In der Juli-Ausgabe der Zeitschrift Cebra, nach eigenen Angaben eine für die effiziente Beschaffung rund um Büro und Arbeitsplatz, fand ich endlich die Weisheit, die mir zu mehr Lebensqualität verhilft: Mehr Lux! Die Quelle ist licht.de, hinter der die Fördergemeinschaft Gutes Licht steht. Rechts davon ist etwas abgebildet, was vielen Menschen tatsächlich zu mehr Lebensqualität im Büro verhilft, eine Arbeitsplatzleuchte. Mich wundert nur, dass dieses Objekt angeführt wird, das bei Leuten, die dauernd von Lux reden, die gleiche Wertschätzung geniesst wie Weihwasser beim Teufel. Bei einem ordentlichen Lichttechniker hat es die gleichen Chancen wie ein Schneeball in der Hölle. Und jetzt steht es für Lebensqualität!
Den Umgang mir der Arbeitsplatzleuchte in der Lichttechnik vergleiche ich oft mit der einzigen Schnittmenge von Phantasien und Dummheit: Beide kennen keine Grenzen. Ein unzüchtiges Gerät, die Beschäftigung mit dem ich vor zwei Jahren als eine Art Pornografie verglichen hatte (hier) … Und nun soll es zu Lebensqualität werden? Wie denn? Z.B. so:
Obwohl ich den Titel mit „Mehr Lux = mehr Lebensqualität“ heftigst ablehnen würde, kommt mir die von licht.de vorgeschlagene Lösung sehr bekannt vor. Wegen solcher Vorstellungen musste ich mir für Jahrzehnte diverse Komplimente von Nestbeschmutzer bis Sozialromantiker gefallen lassen. Noch schlimmer wäre es für die Ausschüsse gekommen, die mich unterstützten. Der für Licht zuständige Ausschuss beim DIN hatte von mir ultimativ verlangt, diese für unfähig zu erklären und deren Wirken sofort zu stoppen. Deren Mitglieder (damit auch ich) würden Irrlehren verbreiten.
Mit der Indirektbeleuchtung, d.h. mit deren Propagierung, hatte ich um 1980 angefangen, mit Stehleuchten etwas später. Zu Tischleuchten hatte ich bereits in den 1970ern eine Meinung gebildet. Die war allerdings vorerst nicht positiv, weil damals keine vernünftigen Objekte existierten. Die vorhandenen wären für mich bereits elektrisch nicht sicher, man konnte sich daran die Finger verbrennen, im Sommer brägenklöterich werden, wenn man damit länger arbeitete, und zudem die ganze Nachbarschaft fröhlich blenden. Zudem konnte man ein wunderbares Bild von der Lampe auf dem eigenen Bildschirm geniessen. Später haben mir Leute vorgeführt, dass dies alles nicht sein muss. Und mit deren Produkten habe ich nachweisen können, dass Arbeitsplatzleuchten tatsächlich ein mehr an Lebensqualität im Büro bedeuten. Zwar dies für alle, und nicht nur für Alte, auf die sich der zitierte Artikel bezieht.
Man muss nur Lux durch Lichtqualität ersetzen und Lichtqualität als Erfüllung der Bedürfnisse der Menschen zum Sehen umschreiben. Dann wird ein echter Schuh daraus.
Warum braucht man so lange, bis man Offensichtliches anerkennt? Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Man kann nur vermuten, dass die Regeln, nach denen Menschen Licht genießen dürfen, von Schattenmännern gemacht werden, die sich nicht allzu häufig mit Beleuchtung beschäftigen. Sonst ginge ihnen sehr schnell ein Licht auf. So z.B., dass Menschen wichtige Dinge in ihrem Arbeitsfeld am liebsten selbst bestimmen.
Mache Lux zu Lebensqualität!
11.07.13
Die Einsicht eines Menschen verleiht ihre Flügel keinem anderen.
Khalil Gibran, Der Prophet
… mir schwant, dass der Prophet nicht immer recht hat