Licht und Unsinn
Licht und Unsinn
2013
Seit einem denkwürdigen Tag im Jahre 1980* sehen viele deutsche Büros abends etwa aus wie oben abgebildet: Zwei mehr oder weniger scharf ausgeprägte Lichtkegel an jeder Stirnwand. Sie zeigen das, was der Techniker LVK = Lichtstärkeverteilungskurve nennt. Eigentlich sollen sie gar nichts zeigen. Denn wenn ein Gegenstand, z.B. eine Wand, beleuchtet wird, dann gleichmäßig. Es sei denn, man will mit der Ungleichmäßigkeit etwas ausdrücken.
An den beiden Kegeln kann man erkennen, welche Gleichmäßigkeit unten in der Arbeitsebene erwartet werden kann. Schneiden sich die Kegel hoch oben, ist das Licht unten gleichmäßiger als wenn sie sich viel weiter unten, oder gar nicht schneiden.
Soweit, so gut. Vor einigen Tagen wurde in diesem Blog ein Thema angeschnitten, das für die Gesundheit der Menschen im Büro eine große Rolle spielt: Arbeiten im Sitzen/Stehen (mehr hier). Jetzt haben wir die Beleuchtungen von bestimmten Räumen ausgewertet, in denen direktes Licht (s. oben) und weitgehend indirektes installiert worden sind.
Das Ergebnis kann niemanden überraschen: Bei weitgehender indirekter Beleuchtung macht die Änderung der Tischhöhe kaum etwas aus. Während die direkte Beleuchtung bei jeder Höhenänderung eine Verschiebung des Tisches erforderlich machen würde, wenn man ähnliche Lichtverhältnisse auf seinem Tisch erzielen will. Tolle Idee!
Lustig vor allem ist die Außerkraftsetzung des Photometrischen Grundgesetzes: Wenn man sich einer Lichtquelle nähert, ändert sich die Beleuchtungsstärke mit dem Quadrat der Entfernung. In einem Büro kann sie aber bei höherem Tisch (= näher an der Leuchte) niedriger liegen als bei niedrigerem Tisch (= weiter weg von der Leuchte). Ein Büro ist halt kein lichttechnisches Labor, auch wenn manche Leute anders denken.
Wer gesündere Arbeitsplätze will, sollte sich mit Indirektbeleuchtung anfreunden. Eine seit Jahrzehnten kolportierte Weisheit besagt zwar, dass sie langweilig und ermüdend ausschauen und wirken kann. Diese beruht aber auf einem Gerücht, dessen Ursprung niemand entdecken will. Sonst käme etwa das heraus, was man von Spinat und Eisen kennt.
* An dem denkwürdigen Tag, 1. April 1980, hielt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung (jetzt BAUA) ihre erste Tagung zur Bildschirmarbeit ab. Dort wurde das Konzept der damals führenden Firma in Licht vorgestellt, von der sich die meisten Büros bis heute nicht haben erholen können. Die Firma wohl auch nicht.
Tiefstrahler Ade - Hoffentlich endgültig
25.05.13
Der Abschied schmerzt immer, auch wenn man sich schon lange auf ihn freut.
… aber nicht in diesem Fall