Licht und Verschwendung
Licht und Verschwendung
2011
Vor einiger Zeit fragte mich jemand, was denn an einer Beleuchtung, die er geplant hatte, falsch wäre. Er hätte sich Mühe gegeben, alle Vorgaben einzuhalten. Nu sind die Leute mit seiner Beleuchtung nicht so glücklich. Ist was falsch?
Ich fragte ihn, was er denn gemacht hätte. Eigentlich, das was jeder tun sollte, will er die Beleuchtungsnormen einhalten. Er hatte die Liste der Beleuchtungsstärken genommen, so-und-so-viel Lux auf dem Bürotisch, so-und-so-viel Lux im Gang, so-und-so-viel im Treppenhaus … Was soll daran falsch sein? Vielleicht das Ziel? Oder das Konzept?
Beleuchtung ist die Anwendung des Lichts, um Objekte sichtbar zu machen. Und Arbeitstische hat man seit jeher beleuchtet, damit man den Papierkram lesen kann, den man darauf bearbeiten soll. Und? Nichts und, es gibt keine Belege mehr, und den Bildschirm muss man nicht beleuchten, er tut selber leuchten. Warum beleuchtet man was auf dem Arbeitstisch? Vor allem, wieso muss man heute in dem größten Teil der Büroräume mehr als doppelt so viel Licht installieren als vor zehn Jahren? Und in den restlichen etwa 25 % mehr?
(Mehr darüber in http://www.lichtundgesundheit.de/cyberlux/?p=225)
Warum beleuchtet man einen Flur und ein Treppenhaus? Und zwar so wie einen Tisch? Guckt einer hin, wo er hin tritt, wenn er einen Flur entlang läuft? Hoffentlich nicht! Noch schlimmer wär´s, wenn er sich die Treppenstufen ansehen würde, die er gerade betritt. Wenn er schnell genug läuft, landet er dann nämlich garantiert auf der Nase. Wozu beleuchtet man also die Treppe? Auf jeden Fall braucht niemand die Beleuchtungsstärke auf den Treppenstufen, auch wenn die genau dort vorgeschrieben ist und dort gemessen wird.
Eigentlich ein bemerkenswerter Fall, weil auch die Verfasser von Beleuchtungsnormen nachts Treppen rauf- und runter laufen, mal mit mal ohne Beleuchtung. Als Ingenieure müssten sie sich verpflichtet fühlen, das Licht genau dort einzusetzen, wo es benötigt wird. Sie tun es offensichtlich nicht. Richtige Lichtplaner machen es anders, und richtig. Sie zeigen den Weg, den man gehen soll. Nur bekommen sie manchmal Ärger, weil die Luxe auf der Treppe nicht stimmen. Planen sie nur nach den Regeln, verlegen einen Lichtteppich auf die Stufen, der eine große Verschwendung bedeutet.
Noch viel schlimmer sieht es mit der Beleuchtung in den Büroräumen aus. Seit etwa 30 Jahren landet der größere Teil des Lichtstroms auf dem Teppich oder an den Enden der Tische. Warum das so ist, kann man aus den Leuchtendaten und den Empfehlungen für die Anordnung von Arbeitsplätzen zwischen den Leuchtenreihen einwandfrei ableiten. Man muss es aber gar nicht, man sieht es an jeder Stirnwand eines Büros. Licht bevorzugt dorthin, wo man es nicht braucht! Gegen dieses Konzept kann kein Kabarettist einen Blumentopf gewinnen, egal wie wie zynisch er auch argumentiert.
Als ich dies vor vielen Jahren, und zwar mit dem mittleren Bild, das eine echte Installation wiedergibt, bei einem Vortrag thematisierte, wendete der Entwicklungsleiter einer großen Firma ein, gegen Fehlplanungen könne man nichts tun. Etwas derart „Meschuggenes“ kenne er nicht. Pech für ihn - die Planung stammte zufällig aus dem Hause, für das er arbeitete.
Die Sache fiel mir gerade heute ein, als Merkel und Co. mit ernster Miene den Ausstieg aus der Atomenergie verkündeten. Die Lücke, die die Atommeiler hinterlassen, soll mit einer verstärkten Verspargelung von Deutschland, und weil dies nicht reicht, durch Sparen geschlossen werden. Ob die Herrschaften wissen, wie viel elektrischer Strom in Deutschland auf den Teppich geschüttet wird? Da würden sie dem Arbeitsminister seine demnächst erscheinende ASR 4.3 schnell aus der Hand schlagen. Wenn man deutsche Büros danach prüfen würde, müsste man noch viel mehr Strom verluxen, weil die meisten Arbeitsplätze nach deren Vorstellungen zappenduster sind.
Mehr noch: Die elektrische Beleuchtung muss viel früher eingeschaltet werden als nötig, weil man die Lichtregelsysteme, die bei Abnahme des Tageslichts die künstliche Beleuchtung hochfahren, an den neuen Werten festmacht. Sie sollen die Beleuchtung hochfahren, sobald 500 lx am Arbeitsplatz unterschritten werden. Auch das Energiesparpotential von Gebäuden wird daran gemessen. Und? Kein Mensch mit gesundem Verstand wird je auf die Idee kommen, bei 500 lx Tageslicht am Arbeitsplatz Licht einzuschalten. Dazu muss man Experte sein.
Egal! Wissen müssten alle, die sich mit Licht befassen, dass ihr Tun Unsinn bedeutet. Bei der hier abgebildeten Beleuchtungsanlage beträgt die Beleuchtungsstärke auf dem Teppich neben dem Tisch und an dessen beiden Enden 700 lx. Dort, wo einer sehen soll, sind 300 lx vorhanden. macht gemittelt etwa 500 lx! Ganz legal, steht in vielen Büchern, Normen etc. Und die BG nimmt die Rechnung ab, weil sie sie vorgibt.
Wenn man noch böser ist, müsste man ihnen sogar Unwissenheit vorwerfen. Denn, Licht dort, wo man es nicht braucht, mindert die Wirkung des Lichts auf dem Sehobjekt. Nannte sich einst Umfeldblendung. Aus dem Vokabular gestrichen, weil nicht passend …
Denn sie wissen nicht …
30.05.11
Fettes Leben macht mageres Testament.
Alte Bauernregel
(Haben alte Bauern denn
Ahnung von High Tech?)