Das Jahr 2015 wird das Jahr des Lichts. Man hat endlich verstanden, wie wichtig das Licht für unser Leben ist. Wer im Jahr des Lichts das Geschäft mit Licht machen wird, ist indes alles andere als geklärt. Dass es nicht die Firma Siemens sein würde, dafür hat die Firma Siemens gesorgt, indem sie die Tochter an die Aktionäre verschenkt hat. Na, ja. Sie gehörte ja bereits denen. Jetzt gehört sie mehr denen. Leider gehört denen seit einigen Wochen viel weniger, weil der Osram-Aktie auf der Klettertour zum Dax-Gipfel die Luft ausgegangen ist. Seit März 2014 ist die Aktie auf Talfahrt. Und das Lichtgeschäft?

Interessant ist das, was der Vorstand vor vier Tagen dazu berichtet hat: „Der Wandel im Lichtmarkt von traditionellen Leuchten zu LED-Lampen habe sich weiter beschleunigt. Damit droht den Beschäftigten ein weiterer Stellenabbau über das laufende Programm hinaus.“ (dpa-AFX) Kann mir einer das erklären? Was hat der Übergang von üblichen Lampen zu LED mit Stellenabbau zu tun? Und dieser ist deftig: „Bislang ist der Wegfall von 8700 Arbeitsplätzen geplant, davon 1450 in Deutschland. 11 von 44 Standorten sollen schließen. Ende 2013 hatte das Unternehmen gut 35 000 Mitarbeiter.“

Ich denke, leider sehr viel. Manche Revolution frisst nicht ihre Kinder, sondern ihre Väter (Mütter?). Als ich zum 100. Jubiläum der Deutschen Lichttechnischen Gesellschaft geschrieben hatte, dass der kluge Bauer nicht alle Eier in denselben Korb packt, war auch meine Mitgliedschaft abgelaufen. In dem Tagungsband zum Jubiläum war etwa 1345 Mal das Wort LED abgedruckt worden, während man nach Worten wie Behaglichkeit vergeblich Ausschau halten musste. Ich weiß immer noch, warum ich das geschrieben hatte: Wenn LED siegt, sind die Sieger nicht vom Beruf Lichttechniker. Wenn Menschen bei Osram Arbeitsplätze verlieren, geht mit ihnen auch etwas Lichtwissen weg.

Licht nicht mehr Kerngeschäft, so Siemens vor wenigen Jahren. Lampen von gestern werden morgen verschwinden wie die Energiesparlampe, von der keiner mehr redet. Mit ihnen gehen lichttechnische Standards ihren Weg in die Geschichte. Bereits heute haben wir eine Art visuelles Wild West auf der Straße. Gnade Gott, wenn die LED unkontrolliert das Wohnzimmer erobern.

Vielleicht kommt alles anders. Die Leuchtstofflampe, die die Arbeitswelt verändert hat, hat sehr lange gebraucht, bis sie im Wohnzimmer akzeptiert wurde, allerdings eher halbherzig. Mit LED kann man viele wunderbare Effekte erzielen, für die frühere Lampen einfach ungeeignet waren. Und LED können leuchten und beleuchten. Aber diejenigen, die die LED-Revolution den Weg beleuchtet, werden eher aus Elektronikbuden kommen als aus den Kreisen der Lichttechnik.