Licht und Glamour
Licht und Glamour
2014
Was tut ein Mensch, der den Allmächtigen trifft? Früher warf man sich hin und wälzte sich im Staub. Ich schätze, heute wäre das nicht angemessen. Als ich heute dem Meister der Verkleidung begegnet bin, wartete die größte Menschenschar auf der Messe Licht und Bildung, nein, Light & Building, auf eine Erscheinung. Dann kam ER und erteilte seinem Gastgeber, einem Leuchtenhersteller, seinen Segen. „Sie haben Ahnung vom Leuchten, ich bin Meister des Glamour …“ Oder so ähnlich! Ich dachte, das Standpersonal hätte mir Vodka in das Mineralwasser gemischt und bekniff mich an der Wade. Nein, ich war nüchtern und von dieser Welt. Harald Glööckler präsentierte sein Licht.
Warum eigentlich nicht? Weniger gefährlich für die Gesundheit ist seine Beleuchtung als die TÜV 08/15 Laternen für Arbeitsräume allemal. Auch weniger gefährlich für die allgemeine Kultur als seine Store-Eröffnung (bitte nur anklicken, wenn Sie eine gestandene Persönlichkeit sind, Kinder und Ältere müssen davor geschützt werden.) Die Bild-Zeitung hat dem Event eine ganze Seite gewidmet, wobei oben eine Warnung (oder Entschuldigung?) stand: „Bitte nicht erschrecken, wir erfüllen unseren Bildungsauftrag“
Was man auch von der ganzen Geschichte halten mag. Mir gefiel sein Motto: Jede Frau ist eine Prinzessin und hat ein Recht darauf, gut auszusehen. In Deutschland warten so etwa 11 Millionen Prinzessinnen darauf, dass ihr Büro so beleuchtet wird, dass man sie nicht für Testpiloten in der Besenfabrik hält. Natürlich ist diese Vorstellung recht übertrieben. Nicht alle 11 Millionen sehen aus, als würden sie sich auf die Walpurgisnacht vorbereiten. Aber alle würden besser aussehen, wenn die Beleuchtung nicht der „Sehaufgabe“ gälte, sondern den Menschen oder ihrer Umgebung. Ist das nicht schon jetzt so? Anscheinend nicht, denn in der Norm EN 15193 lese ich, dass es drei Klassen der Güte der Beleuchtung gibt: * oder ** oder *** . Bei nur einem * geht es um die „ einfache Erfüllung der Anforderungen“, während ** „gute Erfüllung der Anforderungen bedeuten. Erst mit *** ausgezeichnete Beleuchtungen erfüllen die Anforderungen umfassend.
Worin unterscheiden sich ***- von **-Anlagen? Die Norm sagt dazu „Besondere Beachtung der gegenseitigen Blickkommunikation durch beleuchtete Gesichter (Ezylindrisch)“ und „Besondere Beachtung von gesundheitlichen Belangen“. Ergo: Wenn ich gesund bleiben und gesund aussehen soll, muss meine Beleuchtung mit *** ausgezeichnet sein. Dazu muss man den Energieaufwand von 42,1 kWh pro Quadratmeter und Jahr auf 67,1 kWh erhöhen. Also einen Mehraufwand von 59,4% betreiben.
Da unsere Beleuchtungsnormen derzeit nicht einmal einfache Anforderungen erfüllen, und niemand noch 60% darauflegen möchte, damit die gegenseitige Blickkommunikation gefördert wird, wird es mit dem Aussehen unserer Prinzessinnen nicht allzu gut aussehen. Apropos Blickkommunikation: 60% mehr Energieaufwand heißt auch 60% mehr Leuchten im Raum. Ob die dem Blickkontakt zu neuen Höhenflügen verhelfen?
Glööckler macht in Licht
30.03.14
Nach Glück und Glanz und Gloria
Mit Peitschenhieb und Hussassa
Durch die Täler, über die Hügel! –
Mit schläfrigem Zügel,
Den Buckel voll Prügel,
Im Hundetrab
Durch öde Niedrung ins Bettelgrab.