Licht und Open Space
Licht und Open Space
2014
Heute las ich das Heft Nummer 1/2014 der Zeitschrift „dasbüro“, das „Magazin für Office-Excellence“. Nach meiner Meinung dürfte es sie nicht geben, weil wir das exzellente Office bereits Anfang der 1970er Jahre erfunden hatten. Warum gibt es eine offensichtlich überflüssige Zeitschrift immer noch? Oder wieder? Das steht in dem gerade gelesenen Heft auf Seite 6 unter News. Für alle, die sich dafür interessieren, habe ich die wichtige Nachricht gescannt:
Nanu? Warum wollen sie denn nicht dorthin? Wieso fragt man die Menschen nach etwas, das es nicht gibt? Ich wundere mich, weil es bekanntlich nur noch das open space gibt. Und das ist nach führender Meinung von Büroexperten zukunftsträchtig.
So dachten wir in der Lichttechnik Ende der 1960er auch. Nur hieß das Traumbüro damals Großraum. Führende Bürohausarchitekten, führende Büroplaner, führende … - ach, was, alles was führend war, kam damals zusammen, und darin überein, dass die Zukunft des deutschen Büros im Großraum liegt. Ob wir die Einsicht von oben bekommen hatten, oder eher als Folge der eigenen Unwissenheit über die Geschichte des Büros selbst generiert, sei dahingestellt. Ich denke, der wahre Grund war: Ein Großraumbüro würde ohne Technik nicht funktionieren, und ich war in einem Fachgebiet tätig, in dem führende Köpfe der nötigen Techniken (technische Akustik, Klimatechnik, Lichttechnik, Architektur etc.) führend tätig waren. Es würde für uns viel zu tun geben, und wir fingen früher an, als die Leute das Kommende erahnen konnten.
Wir wollten nicht nur das Herkömmliche nachahmen, so wie es die „Vorfahren“ taten, so z.B. die, die diese Idee entwickelten:
oder jene, auch nicht schlecht:
Nein, es sollte alles besser werden, als die Natur es hergibt. Als erstes sollten die Fenster abgeschafft werden, weil man ohne sie besser klimatisieren und beleuchten kann. Wozu braucht man Fenster? Die einen sagten, für die Sichtverbindung nach außen. Die anderen sagten, die braucht man nicht, man ist ja zum Arbeiten da, nicht um herumzugucken.
Stimmt. So wurde etwa 1970 prophezeit, in fünf Jahren würden alle deutschen Büromenschen in Großraumbüros arbeiten. Das hat nicht einmal diejenige Organisation in Frage gestellt, die für die Sicherheit und Gesundheit der Büromenschen in Deutschland zuständig ist: Die Berufsgenossenschaft der Banken und Versicherungen (VBG). Sie saß selber in einem der Bürohäuser, die nach den damaligen Ideen top waren: In Hamburg, City Nord, Überseering. So wie City Nord sollte es später in ganz Deutschland aussehen.
An dem, was später kam, lässt sich begründen, warum sich nur 1 % der deutschen Büromenschen nach einem Großraumbüro sehnen: Die VBG zog aus City Nord in die Innenstadt, in das Levante Haus, mit einem Paternoster als Hebezeug für alle. Später zog sie in einen Neubaukomplex mit kleinen Zellenbüros. Keine ihrer Dienststellen in der Republik ist in einem Großraumbüro untergebracht.
Und was macht ihr altes Bürohaus? In Wikipedia steht: „2002 gab es einen Senatsbeschluss zur Wiederbelebung der Bürostadt. …“ Und vorher: „Die Veränderung von Arbeitsabläufen, insbesondere durch die Einführung von Bildschirmarbeitsplätzen hervorgerufen, ist das Konzept Großraumbüros weitgehend überholt. In den 90er Jahren erlebte die City Nord, deren Gebäude zum Großteil auf Großraum ausgelegt waren, einen Imageverlust. Unternehmen zogen weg, es kam zu größeren Leerständen. Die Eigentümer reagierten mit großen Investitionen in ihre Häuser. Vielerorts ist Großraum Einzelbüros gewichen. Nicht erhaltenswerte Gebäude wurden abgerissen, Neubauten entstanden…“
Wo lag eigentlich das Problem? Was haben wir damit zu tun? Langsam zum Mitschreiben: Die Klimatechnik behauptete seinerzeit, die Bedürfnisse des Menschen seien etwa 1935 bekannt gewesen, es ginge nur um die Umsetzung in Technik. Die Lichttechnik frönte ebenfalls einem Konzept aus den 1930ern: Allgemeinbeleuchtung. Und die Akustik wurde erst gar nicht gefragt. Büroplanung findet traditionell ohne sie statt, sie kommt erst später dran. Und kann daher entsprechend wenig ausrichten.
Was fehlt dem Menschen in open space, Pardon, im Großraumbüro: Ich denke: Kontrolle, d.h. effektive Einflussnahme auf relevante Umgebungsbedingungen nach individuellen Bedürfnissen.
Wie bringt man das bloss Leuten bei, die durch Normung selbst Unternehmen die Kontrolle über ihre Gebäude entziehen wollen?
Mit Zitronen gehandelt
23.03.14
Der Irrtum wiederholt sich immerfort in der Tat, deswegen muß man das Wahre unermüdlich in Worten wiederholen.
J.W.v.G
Wolfgang, mir graut´s vor Dir!
d. Blogg.