Licht und Farbqualität
Licht und Farbqualität
2013
Nachdem ich mich gestern noch über Lux = Lebensqualität aufgeregt hatte, hatte ich das Beste aus der Meldung von licht.de unter den Tisch fallen lassen. Hier noch einmal langsam zum Mitschreiben: Lichtquellen mit bester Farbwiedergabe sorgen dafür, dass Farben richtig erkannt werden. Stimmt. Wann wird es aber soweit sein? Müssen wir alle neuen schönen LED wieder einstampfen?
Irgendwie muss jemand bei licht.de zu der falschen Feder gegriffen haben. Oder der Teufel hat dem Pressesprecher die Feder geführt. Es ist nämlich so, dass praktisch alle Mitglieder von licht.de fieberhaft LED entwickeln, einkaufen oder verkaufen. Das ist gut so. Nicht so gut indes ist deren Farbwiedergabe. Unter LED-Licht sieht nicht nur Käse nach seinem Namen aus.
Man wird die Sache irgend wann mal in den Griff bekommen. Aber hoffentlich nicht so wie bei den Leuchtstofflampen. Als man ihnen einen Schub an Lichtausbeute verpassen wollte, so etwa 1975, und die Dreibandenlampe entwickelte, schob man die Testfarben so lange hin und her, bis für die Wunderlampen ein Farbwiedergabeindex von 80 herauskam. Davon wird zwar die Farbwiedergabe nicht besser, aber deren Angabe im Katalog. Nun liest sich 80 wie 80% an, und der unbedarfte Leser lässt sich vorgaukeln, dass damit 80% der Farben gemeint sein könnten. Doch ein allgemeiner Farbwiedergabeindex von 80 bedeutet eine ganz schön miese Farbwiedergabe. Wie mies das sein kann, lässt sich im Vergleich der Spektren von Sonnenlicht und einer Lampe mit R = 83 beurteilen:
Da nach Adam Riese nur solche Farben wiedergegeben werden, für die die Beleuchtung die entsprechenden spektralen Anteile bereithält, kann man sich doch gut vorstellen, was die Lampe (rechts im Bild) gegenüber der Sonne (links im Bild) so alles wiedergibt. Nur nicht die Farben, die man sehen möchte. Vor allem: Die Wiedergabe der menschlichen Haut findet bei der Prüfung keine Berücksichtigung.
Für die Arbeitsplätze genügt ein Wert von 80, sagt die Industrie. Damit die Dreibandenlampe über die Marke von 80 kam, wurde wie gesagt mit den Testfarben jongliert. Damit die Allgemeinheit keinen Wind bekommt, wurde dann die Farbwiedergabestufe I B erfunden.
Für Leute, die mit Farbe umgehen, sind Lampen, die in unseren Büros rumhängen, weder IA noch IB, sondern schlicht drittklassig. Wieso empfiehlt dann die Industrie diese? Die Antwort heißt schlicht: Lux! Oder: Je besser die Farbwiedergabe, desto schlechter der Wirkungsgrad. So bietet die Industrie zu den Lampen wie oben sog. „de Luxe“ Versionen an, die ein aufgefülltes Spektrum aufweisen, und damit ein bessere Farbwiedergabe. Sie verbrauchen aber für dieselbe Menge an „Lux“ bis zu 60% mehr Strom. Ich schätze mal, viele Planungen auf der Basis von „Lux“ würden mit de Luxe-Lampen nicht aufgehen, weil der Himmel über den Büromenschen bereits jetzt voller Leuchten hängt (mehr hier). Man könnte mit weniger Lux aber mit besserer Farbwiedergabe bei gleichem Verbrauch vielleicht besser leben. Das darf ein deutscher Büromensch aber nicht.
Meine Aussage, der Teufel könnte dem Schreiber der obigen Meldung die Feder geführt haben, kommt nicht von ungefähr. Wer Farbwiedergabe in den Vordergrund stellt, argumentiert schön ketzerisch. In der Lichttechnik zählt Quantität, nicht Qualität. Die kommt an dritter Stelle.
Wie schaut es aber mit den LED aus? Verbrauchen LED mit besserer Farbwiedergabe auch mehr Strom pro Lichteinheit? Möglicherweise nein. Denn LED funktionieren anders als Leuchtstofflampen. Es kann sogar sein, dass LED mit einer besseren Farbwiedergabe einen besseren Wirkungsgrad aufweisen, so das Licht aus einer Richtung kommt, in der man was sehen kann. Bei manchen LED-Anwendungen wären Glühlampen besser, weil wärmer.
Schau´n mer mal!
Mache Farbe zu Lebensqualität!
12.07.13
Die größte Entfernung im Universum ist die zwischen zwei Köpfen, die sich nicht verstehen.
im Augenblick unbekannter Filosof
… und wie misst man die?
d. Blogg.