Licht und Bahnfahrer
Licht und Bahnfahrer
2013
Die Deutsche Bahn springt auf den fahrenden Biolicht-Zug, wie heute der Berliner Tagesspiegel berichtet. Dort steht geschrieben: „Beim Licht geht die Bahn neue Wege: Morgens soll es gelblich leuchten, mittags blau und abends rötlich. Dies hätten Testpersonen als „besonders angenehm“ empfunden, hieß es weiter.“
Wenn das nicht ein neues Zeitalter für den ehemaligen Staatsbetrieb ist! Mein Gott! Endlich kommt einer auf die Idee, die biologischen Wirkungen von Licht zum Wohle der Fahrgäste umzusetzen, und alle meckern. Was waren das aber für Testpersonen? Bestimmt keine Schüler aus Hamburg. Die mögen nämlich blau, und zwar morgens. Das macht schlau, hat die Firma allen eingetrichtert, die früher sagte „Nimm doch Ph…“ Wer mag wohl gelblich? Ich schätze mal die Herren im Sprinter, denen die Pyjamajacke unter dem Sakko rausguckt. Die düsen morgens gen Frankfurt und kriegen den Kaffee am Platz serviert. Die Farbe passt sogar etwas zu Financial Times, nicht FTD, die ist pleite.
Mittags blau, verstehe ich vollkommen. Da will man möglichst aktiviert werden. Sitzen aber mittags Leute im Zug, die aktiviert werden wollen? Ich nicht. Ich schlafe gerne meinem Ziel entgegen. Da die Testpersonen, wer immer das sein mag, so etwas schön finden, darf ich mittags nicht schlafen, sondern muss mich aktivieren lassen.
Und rötlich - abends? Ähmmm … Wer will denn das schon wieder? Egal - Hauptsache, die Züge werden bunt.
Eigentlich müsste die Bahn die Wagen unterschiedlich bunt machen. Für die Pendler von Berlin nach Wolfsburg, die morgens die ersten ICEs bevölkern, gib blau, das macht aktiv (und zuweilen schlau). Die Fans der Balearen können auf dem Wege nach Frankfurt Flughafen gelblich bis rötlich gut vertragen - sie müssen sich auf das Dösen in Malle nach 12 Bier vorbereiten. Und abends? Soll man die Wirkung der Biere nach getaner Arbeit verstärken? Das spart Alkoholpegel bei gleichem Lustgewinn. Oder die Leute auf das Donnerwetter zu Hause vorbereiten? Dann lieber blau.
Wenn sich die neue Farbenlehre durchsetzt, wird man des Öfteren sein blaues Wunder erleben. Jeder hat seine eigene Körperzeit und seine eigenen Wünsche was seine Aktivierung bzw. Ruhigstellung angeht. Eisenbahnwaggons sind aber keine Telefonzellen, sondern eher Kollektivräume. Mal sehen, wie das Ganze ausgeht. Ob die Bahn so schlau ist, dass sie dieses Produkt mit einbauen lässt? Dann werden die neuen Züge zwar nicht mehr 6,5 Milliarden kosten. Aber so eine erleuchtete Sitzung ist bestimmt ihr Geld wert.
BAHN lässt ICE bunt leuchten
22.02.13
Ein Bärendienst ist eine kostenlose Dienstleistung, die einem teuer zu stehen kommen kann..
Peter E. Schumacher
Seit wann ist die Bahn ein Dienstleister?
©d. Blogg