Licht und Arbeit
Licht und Arbeit
2013
Vor einigen Tagen besuchte ich ein Bürohaus, in dem die Beleuchtung vor einem halben Jahr hätte verbessert werden sollen. Ich wollte sehen, wie die Benutzer die „Verbesserung“ empfinden. Außerdem wollten wir nachmessen, ob die vermeintliche Verbesserung eingetreten ist.
Komischerweise wusste keiner Bescheid über eine Veränderung der Beleuchtung. So gingen wir an einem trüben Novembertag morgens früh in einige Büroräume. Die Mitarbeiter erklärten, von einer Änderung der Beleuchtung hätten sie nichts gemerkt, weil sie seit Monaten kein Licht angemacht hätten. Wie bitte? Im Dämmerlicht sitzen und kein Licht anmachen?
Am Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, wollten wir die Messung durchführen und suchten dazu einen Raum, dessen Bewohner den Betrieb schon verlassen haben müssten. Da die Türen aus Glas waren, konnte man vom Flur aus sehen, ob das Zimmer besetzt war.
Erst der vierte Raum, an dessen Tür wir klopften, war tatsächlich leer. Bei den ersten drei saßen die Leute neben dem Kegel eines Schummerlichts aus einer Tischleuchte. Es war allerdings so dunkel, dass wir von außen annahmen, den Lichterschein aus Nachbargebäuden gesehen zu haben.
Was ist passiert? In diesem Gebäude, wie in vielen, die ich die letzten drei Jahre gewesen bin, hat der Planer aus lauter Angst, dass man ihm fehlende Beleuchtungsstärken ankreidet, möglichst viel Licht installiert. Die hier gemeinten Räume lagen zwar etwas unter dem Rekord der letzten Jahre (1.850 lx großflächig), waren aber immerhin mindestens doppelt so hoch wie der vorgegebene Wartungswert. Da der Himmel über den Köpfen der Mitarbeiter aber nicht mehr Leuchten aufnehmen kann, weil die Herrschaften in den Normenausschüssen an der Lichtmenge gedreht haben, ohne zu wissen, was sie da tun, setzt der Planer sog. „high …“ -Lampen ein. Die … stehen da, mal für output, mal für efficiency. Egal wofür die stehen, aus den Röhren kommt auf die gleiche Länge mehr Licht als bei den Lampen, die für die Leuchten gemacht sind. High muss man sein, um auf solche Lösungen gerade im Zeitalter der EnEV zu kommen.
Eigentlich macht das nichts. Es gibt sogar Hersteller, die die Lampen „Ecolux“ oder ähnlich nennen. Öko also! Es stimmt sogar, wenn man dem Rat des Herstellers folgt, der die Lampen für Indirektbeleuchtung anbietet. Was passiert aber, wenn man sie für Direktbeleuchtung benutzt? Das, was oben beschrieben wurde… Mehr Licht auf die gleiche Länge einer Lampe bedeutet nämlich schlicht eine höhere Leuchtdichte, und die Blendung steigt überproportional, weil der Blendindex mit dem Quadrat der Beleuchtungsstärke ansteigt.
Anstelle dem Lichttechniker zuzuhören, der irgendetwas wie Sehkomfort oder ähnlich faselt, der mit der Beleuchtungsstärke ansteigen soll, legen die Menschen den Schalter um. Fluchtlichtanlage statt Annehmlichkeit!
Wie erklärt man das Leuten, die über Luxzahlen feilschen, als wären sie im Bazaar?
Fluchtlicht
28.11.13
Wir sind ein Teil jener Macht, die Gutes sucht, aber nur Böses schafft
Hat das Mephisto
wirklich so gesagt?
d. Blogg.