2012
2012
Licht und Ökologie
Heute Nacht hat sich die Oberklasse der Lichttechnik aus Europa (sofern der Deutschen Sprache mächtig) ein Stelldichein in der Kalkscheune in Berlin gegeben. Der Anlass war erhaben: Die Deutsche Lichttechnische Gesellschaft LiTG wurde 100 Jahre alt. So etwas muss gefeiert werden. Und das geschah auf einer Tagung, die zum 20. Mal so stattfindet: Die entsprechenden Gesellschaften von Deutschland, Österreich und der Schweiz, getrennt durch die gemeinsame Sprache, und die Niederlande, veranstalten ihre Lichttagung abwechselnd hier und in einem der anderen drei Länder. Eine schöne Tradition, die wenigstens der Lichttechnik die Vereinnahmung durch die englische Sprache erspart hat.
Wer so etwas feiert, muss irgendwie vorführen, was er in den 100 Jahren geschafft hat. Dazu gab es eine Lichtinstallation, deren Bedeutung den Gästen verborgen blieb, die sich nur im Außenraum aufhielten. Ganz so nach Tanz der Vampire sahen wir nicht aus, aber fast. Eine schöne Gesellschaft!
Das Geheimnis der Illumination konnten wir trotz Grübeln nicht lüften: Wir waren in einer Umgebung, in der viel Licht, aber keine Farbe war. Außer einer: Das fahle Gelb der Natriumdampfniederdrucklampe. Eine ganze Festgesellschaft ohne Farbe! Uffff! Dabei ist die Idee gar nicht neu - die Lampe entwickelt aus wenig Watt viel Lumen, so wie man in Holland aus wenig Erde viele Tomaten zieht. Die haben aber, wenn auch keinen Geschmack, wenigstens Farbe. So hatte einst ein hohes Tier von einer Lampenfabrik dieses Prachtstück in die Innenraumbeleuchtung einbringen wollen. Was freilich misslang, weil mein damaliger Chef dem Mann androhte, die Lampe zuerst im Raum dessen Sekretärin zu installieren. Wir als Studenten frotzelten, man könnte doch die Mädels von der Straße des 17. Juni damit vertreiben, weil entweder diese, die Mädels, wie bleiche Geister aussehen würden, oder die Freier wie Zombies. Auf jeden Fall wäre der Liebesbazaar zu Fall gekommen, weil keine Liebe zustande.
Das Projekt wurde vom Berliner Senat nicht angenommen. Aber, es muss jemanden geben, der Satire aufgreift, auch wenn sie paar Jahrzehnte alt ist. Grauen lass nach! Übrigens, die Idee mit der Lampe, die in die Norm kommen sollte, stammte aus dem gleichen Land wie die Tomaten.
Die Demo ist super gelungen: Wenn wir nach der Abschaffung der Glühlampe und der Abschlaffung der Förderfront für die Energiesparlampe eine noch bessere Sparklasse suchen, können wir zu A+++ der Lampen greifen. Bislang erfüllt nämlich nur diese die Anforderungen.
Licht ohne Farbe! Ich lasse die Drohung meines ehemaligen Chefs wahr machen und sämtliche Büros der EU-Verwaltung in Brüssel mit Na-Licht ausstatten. Dann sehen sie vielleicht, was sie anrichten. Oder dem Ideengeber seine Tulpenfelder.
Super A-Klasse oder A+++++
11.09.12
Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise.
Wernher von Braun