Licht und Unfug
Licht und Unfug
2012
Heute hatte ich die große Ehre, der Einladung einer Ministerin zu folgen, die es sich nicht nehmen ließ, das Thema selbst vorzustellen und die Sache so lange zu verfolgen, bis das Amt des Ministers sie wieder in Anspruch nahm. Immerhin war sie etwa einen halben Tag dabei. Das Thema war „psychische Gesundheit“ in den Betrieben, die Ministerin Frau Dr. von der Leyen, der Bundesminister für Arbeit und Soziales. Es trug eine handverlesene Gruppe von Experten vor einer handverlesenen Gruppe von weiteren Experten vor. Gute Veranstaltung. Ich vermisste allerdings die Thematisierung von Licht.
Das Vergessen von Licht ist bestimmt nicht der Ministerin oder ihren Fachleuten anzulasten, denn auf Weltkongressen der Ergonomen, das sind Leute, die glauben, die bessere Arbeitswelt zu schaffen, zumindest aber das Schlechte an der existierenden zu analysieren, tragen zuweilen bis zu 2000 Experten vor - und nichts über Licht. Wenn Leute, die alle Aspekte der Arbeitswelt beleuchten, dies ohne Erwähnung von Licht tun, warum sollte eine Ministerin die Sache bei der psychischen Gesundheit hervor heben?
Nach der Veranstaltung trottete ich Richtung U-Bahn und sah eine Schlüsselszene in Sachen Energieeffizienz, die durch das tätige Ignorieren von Licht und dem Bedarf des Menschen nach Licht durch andere entstanden war.
Das Bild zeigt eine Büroetage in voller künstlicher Beleuchtung und mit vorgelagerter „Klimafassade“, die Wärmeverluste eindämmen soll, aber Licht mit eindämmt. In der Bildmitte unten sieht man die Reflexion eines Gebäudes auf der anderen Straßenseite. Zur Verdeutlichung habe ich dieses Gebäude auch getrennt fotografiert. Man sieht den klaren, etwas bewölkten Himmel und den Sonnenschein.
Man muss also den permanenten Verlust des Tageslichts mit künstlicher Beleuchtung ausgleichen, was zwar die Bilanzen von OSRAM & Co. vergoldet, aber für Umweltschützer ein pechschwarzes Zeugnis ausstellt. Den gleichen Unfug gibt es bereits sehr lange, aber nur in Zusammenhang mit Jalousien. Von Neuseeland bis Taka Tuka Land (Schweden) kann man Leute finden, die ihre Jalousien herunter lassen und Licht einschalten. Die neue Qualität besteht darin, dass man die dummen Scheiben, die man für eine intelligente Lösung für die Klimakatastrophe hält, ständig vor der Nase hat. Und nicht nur die. Das viele Metall, das zur Befestigung benötigt wird, scheint so zwar nicht viel abzuschatten. Wenn man die dadurch verlorene Lichtmenge rechnet, kommt aber allerhand zusammen.
Wie man sich bei solchen Abschätzungen irren kann, weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich hatte mit drei Kollegen zusammen das Dach rechts berechnet. Es sollte ein filigranes Gebilde werden und das olympische Feld von 1972 nur gegen Wind und Regen schützen. Das Licht sollte ungefiltert durch. Wie viel da durch kommt, kann man abschätzen, wenn man die grauen Felder gegen den Himmel (rechts im Bild) vergleicht. Es wird nur noch ca. 50 % transmittiert, aber noch dazu das Blau in Grau verwandelt.
Weiterhin interessant sind die Randfassung (fast einen Meter breit) sowie das Netzwerk zur Befestigung der Acrylglasplatten. An dem Modell, mit dem Behnisch den Auftrag bekommen hat, war dies alles nicht vorhanden, weil das Dach aus einem „Damenstrumpf“ bestanden hatte. Das Gewebe wurde von filigranen Stäbchen gespannt, die im endgültigen Bau die Abmessungen aber auch die Eleganz von Schiffsladebäumen aufweisen.
Man sollte alle, die von Energieeffizienz u.ä. reden, zertifizieren lassen, bevor sie reden dürfen. Und vorher einer obligatorischen Rechenstunde unterwerfen, die so lange dauert, bis die Herren wissen, was Qualität und was Effizienz bedeuten. Sonst bauen sie immer noch Windmühlen auf der Nordsee und überlassen die Übertragung des Stroms nach Bayern einem WLAN.
Herr, lass Hirn regnen!
19.03.12
Manche Leute dürfen ohne Pass um die Welt reisen, weil Dummheit keine Grenzen kennt.
Anonymus
(bleibt lieber im Dunkeln)
Muss man denen nicht ihre Grenzen zeigen!
d. Blog.