Licht und OLED
Licht und OLED
2011
Heute, am letzten Tag der 60 W Birne, die durch die Energiesparlampe ersetzt werden sollte, die durch LEDs ersetzt werden sollte, berichtet die Presse, dass OSRAM in LED-Nachfolger investiere. Der Berliner Tagesspiegel fängt die Meldung so an: „Noch heißt das Zauberwort bei den Lichtkonzernen LED – das Geschäft mit Leuchtdioden boomt.“ Nun, ja. Boomen tut da was mit LED, das sind die Meldungen. Ein Erfolg jagt die anderen, auf dem Papier. Indes, Geld macht man damit noch nicht. Deswegen steckt Philips in Schwierigkeiten, und Siemens muss OSRAM verkaufen. Ansonsten machen erst einmal andere Kasse, Anwälte, die Patentstreitigkeiten anfachen. Jeder lässt dem anderen den Verkauf von Produkten verbieten, wenn er gewinnt. Vorbild: die Branche mit den intelligenten Telefonen und mitunter weniger intelligenten Ingenieuren. Die sollen mit bis zu 250.000 Patenten geschützt sein, die Telefone. Die Ingenieure, die intelligenten, sind Urheber oder Mitarbeiter, zuweilen ungeschützt. Ein Leckerbissen für Patentanwälte.
Aber ehe sich das Geschäft in ein bread-and-butter-Geschäft verwandelt, sieht man sich bereits nach einem Nachfolger um. Es ist OLED! Der Chef von OSRAM hat - fast merkellike - große Worte in den Lichthimmel fliegen lassen: „Wir erleben einen dramatischen Wandel, wie ihn der Lichtmarkt vielleicht in den letzten 100 Jahren nicht erlebt hat“.
Stimmt. Vor hundert Jahren (und etwas mehr) hat sich Siemens mit Hilfe von Licht zu seinem Kerngeschäft verholfen: Verkauf von Generatoren und Stromkabeln. Denn es gab keine anderen Stromverbraucher. Und OSRAM war ein Warenzeichen der Deutschen Gasglühlichtanstalt. An dem Objekt beteiligten sich später Siemens, AEG und General Electric Company. Erst viel, viel später kaufte Siemens alles auf, weil nicht nur AEG, sondern auch OSRAM hatten angefangen, streng zu riechen. Als dann Siemens anfing, alle Bereiche abzustoßen, die nicht zum Kerngeschäft gehören, wurde die Lichtsparte an eine Heuschrecke verkauft, während OSRAM wohl zum Kerngeschäft gehörig erkannt und behalten wurde.
Und nun das! OSRAM wird verkauft. Vielleicht um die LEDs besser und schneller zu entwickeln? Ja und nein. Die gestern gestartete Produktion von OLEDs (organische LEDs) ist wahrlich eine Revolution, weil diese Produkte eine scheinbar unaufhaltsame Entwicklung in der Technik der Leuchtmittel total umkehren. Das Gegenstück zu „immer größer, stärker, schneller“ in der Autotechnik hiess in der Lichtbranche immer heller, immer stärker. Je kleiner eine Einheit, aus der man den gleichen Lichtstrom rausholt, und je größer der Lichtstrom, den man aus der gleichen Menge Energie erzeugt, desto stolzer der Entwickler. Bis zur Ankunft der LED, meistens ein Physiker.
Was ist daran zu bemängeln? Das erfahren Leute, die unter einer Leuchtstofflampe arbeiten müssen. Von der einstigen T12-Lampe (Durchmesser 38 mm) zu der T5-Lampe wuchs die Leuchtdichte von einigen Tausend zu etwa 40.000 cd/m2. Da die Blendung etwa mit dem Quadrat der Leuchtdichte ansteigt, ist es kein Wunder, dass nur die Techniker die T5-Lampe offen genießen wollen. Für den Rest der Welt gehört die hinter einen Schleier. Der schluckt aber Licht. Die Lampe ist effizienter, eine Beleuchtung damit nicht unbedingt.
Die LEDs gehören in dieser Hinsicht in die gleiche Linie. In ihrem Kern weisen sie Leuchtdichten bis mit siebenstelliger Höhe auf. Deren Beherrschung ist weniger den Physikern übertragen, eher zu Elektronikern. Die können natürlich vom Beruf Physiker sein. Und auch deren Kern-Kunst ist gefragt, weil das Beherrschen der Thermik derzeit die Hauptaufgabe ist.
Worin besteht die Revolution? Die OLEDs sind flächige Elemente, die sehr niedrige Leuchtdichten aufweisen und somit völlig andere Wege in der Beleuchtung aufzeigen. Das ist die eine Seite der Revolution. Die andere liegt in der Technik der LED, die verhältnismäßig kleine Lumenpakete erlaubt. Somit kann man auch flächig verteilte Beleuchtung realisieren, aber mit Punkten mit hoher Leuchtdichte. So kann man mit der einen Technik gleichmäßige Lichtschleier erzeugen, ohne jemanden zu blenden, und mit der anderen Glanzpunkte setzen.
Der OSRAM Chef wird vermutlich Recht behalten. Ob sein bisheriges Personal seine Arbeit behalten kann, ist indes fraglich. LED, mit oder ohne O davor, verlangt nach anderen Fachleuten sowohl in der Technik der Leuchtmittel, als auch in der Technik der Leuchten. Derzeit bestehend vornehmlich aus Elektronik und Kühlkörpern. Es sind halt neue Zeiten.
LED-Nachfolger kommt - Fragt sich wann
31.08.11
Wer den Zeitgeist heiratet,
wird bald Witwer sein.
August Everding
Und wer den Schöngeist heiratet?
d. Blog.