Licht und Erleuchtung
Licht und Erleuchtung
2011
Heute habe ich ein Papier gelesen, in dem dargestellt wird, wie man bestimmte Räume beleuchten soll, damit alles so scheint, wie es ist. Z.B. die Gesichter der Menschen. Jeder hat doch ein Recht darauf, immer naturgetreu auszusehen. Dafür soll man z.B. den Lehrer vor dem Fenster so anleuchten, damit die Kinder ihn nicht als Silhouette sehen. Wäre nicht auszumachen, was die Kleinen so empfänden, wenn der Lehrer plötzlich vor dem Fenster sitzt wie weiland der fiese J.R., und dessen Gesichtszüge nicht auszumachen sind. Die Sache erinnerte mich an ein kosmisches Ereignis aus dem Jahre 1972, das angesichts durchaus irdischer Umstände bereits ein Jahr später zu Ende gegangen war.
Im Jahre 1976,3 beobachteten Astronomen auf einem Planeten des Alpha Centauri, unseres Nachbarsterns, plötzliche Lichtereignisse auf der Terra, für die sie keine Erklärung fanden. Sie dachten zunächst an das Naheliegende - an Vulkanausbrüche. Dafür waren die Lichter zu blau. Sie konnten also nicht natürlichen Ursprungs sein. Oder die Terraner hatten womöglich die meschuggene Idee ausgeführt, die Welt mit einem Nebel aus Kupferpartikeln im All zu umgeben, damit in der Nacht auch die der Sonne abgewandte Seite der Welt hell wird. Dadurch würde der Kriminalität ein schwerer Schlag versetzt. Macky Messer müsste Trauer tragen. Aber dafür waren die Lichter auch zu blau. Da man Angst um die Nacht hatte, beschloss man, ein Raumschiff auf die Erde zu schicken, um nach dem Rechten zu sehen.
Da hatte der Obercentaur eine Sparidee, er schickte eine Space-Mail an die NASA, die prompt antwortete, d.h. nach 8,6 Jahren. Sie kabelte zurück, die Lichterscheinungen wären tatsächlich irdischen Ursprungs, aber entsprungen einer intergalaktisch guten Idee eines Lichtexperten (Name der Redaktion bekannt, wird aber nicht verraten, man soll den Mann in Ruhe seine Rente verzehren lassen). Dieser hatte herausgefunden, dass die Insassen von Bibliotheken von Unwohlsein befallen wurden, wenn ein anderer vor dem Fenster stand und nur in Gegenlicht zu bewundern war. Da er für einen Hersteller von leuchtenden Produkten arbeitete, hatte er sofort ermittelt, wie viel Licht man bräuchte, um den sog. Silhouetteneffekt aus dem Gesicht des Lehrers und so aus dem Gesichtsfeld der Gequälten zu verbannen. So um die 2.000 lx am Fenster (vertikal) sollten es schon sein.
Ein Klacks - wenn man es mit dem himmlischen Licht vergleicht. Wenn die Sonne mittags 2.000 lx auf die Gesichter zaubert, ist es nicht etwa unerträglich grell, sondern eher dunkelste Gewitterstimmung. Müsste also zu machen sein, ohne die Drähte glühen zu lassen.
Leider machten ihm die Kollegen aus der Branche einen Strich durch die Rechnung, die nicht von ihren alten Gewohnheiten lassen konnten, und alles von oben beleuchteten, egal ob es Sinn macht oder nicht. So müssten die Schüler, die ihren Lehrer nicht so fies wie J.R. erleben wollten, so etwa 6.000 lx im Klassenraum auf ihren Köpfen genießen. Macht nix, draußen gibt es sogar 100.000 lx, sagten die Experten. Manche hantierten trotzdem mit Scheinwerfern u.ä., weil die Kinder arg schwitzten.
So leuchteten sämtliche Bürogebäude auf der Terra, dazu alle Schulen und Bibliotheken, einfach alles, was Fenster hatte, zum Himmel. Bis man die Sache sogar auf Alpha Centauri spitz bekam.
Die Erscheinung war aber längst verschwunden, als die Nachricht von der NASA eintraf. Die NASAner hatten, als sie die Space-Mail erhielten, bereits keinen Strom mehr, und hatten deswegen mit einem Schiffsscheinwerfer gemorst. Auf Terra hatten bereits 1973 viele andere Sorgen als das Licht zum Fenster hinaus zu werfen. Die Ölkrise hielt sogar die Autos in den Garagen gefangen.
Es scheint, wir haben wieder mehr Energie, die wir zum Fenster …
Schöner Schein
10.08.11
Es ist besser, das winzigste Lämpchen zu entzünden,
als sich über Dunkelheit zu beklagen.
Konfuzius
Muss man denn alle anmachen, wenn das winzigste genügt?
d. Blog.