Licht und Steinzeit
Licht und Steinzeit
2011
Gerade habe ich in der ARD eine Sendung mit dem Titel „Das Steinzeitkonzept“ gesehen. Es handelt davon, dass wir Menschen vor vielen Jahrtausenden entstanden sind, aber nicht unsere Nahrung, nicht unsere Fortbewegung, auch nicht unsere Lebensweise. So werden heute die dick, die bessere Futterverwerter sind. Früher wäre das im Vorteil, weil der Mensch auch mal hungern musste. Das leckere Brot und das Getreide, aus dem es gebacken wird, entfremden unseren Magen von seiner ursprünglichen Aufgabe. Der gesunde Bürodrehsessel verbiegt unsere Wirbelsäule, der den ultimativen Lordose-Stützpunkt in Höhe des richtigen Wirbels L5/S1 abstützen soll, und die Sportschuhe Marke Adidas XBums oder Puma SLX schütteln den Bewegungsapparat durch und machen die Füße kaputt, man solle daher barfuss über den Asphaltdschungel laufen.
Nicht meine Welt. Von Augen hat die Sendung nicht gesprochen. Die Augen von heute sind nämlich auch aus der Steinzeit - oder? Ich denke, noch älter. Sie waren entstanden in der Hochebene von Äthiopien oder in der Savanne. Und? Mir fiel nur ein, dass ein Experte für Licht in einem Buch schrieb, es wäre unnatürlich, wenn oben heller wäre als unten. Deswegen sei Indirektbeleuchtung unnatürlich. Ach, ja! Ist sie?
Ja, sie ist. Jede von Ingenieuren geplante Beleuchtung ist unnatürlich, weil es in der Natur keine Lichtsituation gibt, die lange oder immer gleich bleibt. Wenn, dann in der Wüste über viele Stunden hinweg. Das ist natürlich, aber eine Tortur. Wenn man zu dem gleich bleibenden Licht noch die gleich bleibende Temperatur, Luftfeuchte etc. hinzu rechnet, kommen wir zu dem Office-Biotop, was den meisten vorschwebt, die sich Gedanken über eine angenehme Büroumgebung machen. Die haben aber nicht die Bauanleitungen für Legebatterien gelesen.
Was heute als neues Forschungsergebnis bezüglich Beleuchtung daherkommt, ist eine Ohrfeige nach der anderen, was Konzepte für Beleuchtung angeht, die man über Jahrzehnte für richtig gehalten hatte. Ob wir es schaffen - zurück zur Steinzeit?
Wohl kaum. Schuld ist ja nicht die Beleuchtungstechnik, die uns ermöglicht, 24 Stunden rund um die Uhr zu arbeiten und zu leben. Wir können aber trotzdem lernen, etwas von der Steinzeit zu retten. In Japan gibt es sogar ein Großinstitut, in dem geforscht wird, wie man in modernen Umgebungen gesund und munter leben kann. Die Japaner verstehen es ja gut, wie man Tradition und Fortschritt verknüpft.
Etwas ist aber schon geschafft: Sowohl die Lichttechniker, die biologisch wirksame Beleuchtung realisieren wollen, als auch das Bundesministerium für Bauwesen haben erkannt, dass es besser ist, wenn oben heller ist als unten. Das wird einem Herren nicht gefallen, der seit Jahrzehnten einen gnadenlosen Feldzug für tiefstrahlende Leuchten führt, weil er die erfunden zu haben glaubt. Die Menschen, denen die „neue“ Denke zu Teil wird, denken da anders.
Steinzeitkonzept
11.05.11
Sollte sich ein Experte in seinem Urteil irren, ist dafür ausschließlich das Kurzzeitgedächtnis verantwortlich.
Ich wüsste auch gerne,
wer das gesagt hat.
(Da so eben Silvana Koch-Mehrin zurück getreten wurde, muss ich mich absichern)