Licht und Lust
Licht und Lust
2011
Berlin ist reich an Geschichte. Die ist aber nicht nur schön. Wie man damit umgeht, kann man beim Regierungsviertel bewundern, wo anstelle der Welthauptstadt Germania die Kanzler(innen)waschmaschine steht. Die Architektur dort steht für eine Korrektur des mörderischen Irrtums.
So schlimm wie mit Germania war es mit unserem Olympiastadion nicht. Der Bau hat halt nur den Zeitgeist wieder gespiegelt, der später anders gesehen wurde. Wie er benutzt wurde, um die Massen zu begeistern, kann man in dem Film Olympia von Leni Riefenstahl sehen, der mit dem berühmten Lichtdom von Albert Speer endet. Dieser sollte auch Germania einst als Welthauptstadt aufbauen und bekam deswegen den Titel „Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt“ (GBI) verliehen.
Genau diesen Lichtdom wollte man wohl durch ein Lichtspiel aus den Gedanken vertreiben, das ich heute Abend habe bewundern wollen. Den Nachfolge-Dom konnte ich bereits aus meinem Fenster aus sehen, und er sah vielversprechend aus. Also Kameras eingepackt, und ab zum Stadion. Dort bekam ich einen gehörigen Schreck verpasst, ehe ich das Stadion betreten konnte. Die Denkmal geschützte Monumentalarchitektur hatte man in Bonbonfarben verpackt, die seit einiger Zeit Mode geworden sind, seitdem LEDs nicht mehr nur leuchten, sondern auch beleuchten. Aus Schreck habe ich die Kamera verpackt gelassen.
Dann ließ ich mich auf einer Stelle auf der Tribüne nieder, von wo aus man direkt zum Tor schaut. Von dort aus kann man die besten Bilder schießen, die nachweisen, warum allein der Umbau des Stadions etwa 10 Preise eingeheimst hat, darunter auch den Licht-Architektur-Preis 2005. Dabei war nach meinem früheren Untersuchungen das Olympiastadion Berlin das ungemütlichste von Deutschland gewesen. Nach dem Umbau sprachen die Leute aber nur noch in Superlativen.
Ich saß in der Kälte, filmte die Show, schoss Fotos und wartete auf etwas … Was? Na, ja. Auf den neuen Zeitgeist? Aus den Lautsprechern höre ich die Radioübertragung der letzten Minuten von Bern, 1954. Ab und an gibt es Musik, mal laut, mal leise. Nicht einmal verbunden mit dem Event wie im Sommer am Ende von World Culture Festival 2011. Die Lasershow damals hatte einen nicht unbedingt vom Hocker gehauen, viele Leute fanden sie aber anregend
(http://www.youtube.com/watch?v=pA07j1aH71o&feature=related).
Wie ich die „Night of Lights“ fand? Ich dachte fortwährend an die Fälle von Niagara, die sich am Abend von einem Naturwunder in ein Bonbongewitter verwandeln. Muss man eine großartige Architektur auch so behandeln? Deutsche Geschichte in Bonbonfarben - Nein, danke.
Deutsche Geschichte in BONBONfarben
12.11.11
Ärzte können ihre Fehler begraben, aber ein Architekt kann seinen Kunden nur raten, Efeu zu pflanzen.
George Sand
Fiat Lux - Wer gibt mir den
Aus-Schalter?
d. Blogg.