Heute lernte ich eine der schlimmsten Auswüchse der modernen Beleuchtung kennen. Ich weiß nicht, ob ich davon krank würde. Krank gefühlt habe ich mich schon.

Wir segelten von der türkischen Küste los mit einer schönen Yacht, die sich in der Nacht in ein Gruselkabinett verwandelte. Jemand bietet Ersatzmodule für die Kabinenbeleuchtung auf LED-Basis an. Man steckt die alten raus und die LED rein. So spart man Energie, sagt der Hersteller.

Ach, nee! Wie hell wird die Holzverkleidung eines Salons durch bläuliches Licht? Eigentlich gar nicht. Unsere Gesichter sahen auch verboten aus. Anstelle eines gemütlichen Abends hatten wir die kuschelige Atmosphäre wie bei Dracula zum Schlachtfest. Tanz der Vampire …

Wenn das alles wäre! Die Lampe über dem Kartentisch muss nachts immer brennen, auch wenn man alle anderen Lichter ausschaltet. Sicherheit! Das macht eine LED nicht immer mit, wegen thermischer Instabilität. Unsere LED-Lampe hatte nicht nur mehrere ausgefallene Elemente, sondern immer eines, das vor dem Ausfallen flackerte. Was für eine Sicherheit! Als wir einmal in einer Hafenkneipe saßen, hatten wir das Gefühl, das Schiff brenne, weil es drinnen nach Flammen aussah. Das Komische war, dass die Flammen bläulich loderten. Unsere Kartenlampe wieder. Das Licht des flackernden Elements war nicht mehr bläulich weiß, sondern blau, weil die ausgefallenen Teile für das weißliche gesorgt hatten. Es sah aber nach Flammen aus, weil die Instabilität durch das Modul wanderte.

Hat jemand nachts eine Seekarte gelesen, die mit LED beleuchtet ist? Gesehen vielleicht, gelesen bestimmt nicht. Das komische Licht macht nicht nur Draculas Söhne aus Seglern, sondern sorgt auch noch dafür, dass man die Schriftzüge nicht sehen kann. Dafür sieht das Meer prächtig blau aus. Auf einer Karte indes will man aber gerade die Stellen sehen, wo das Meer nicht so blau ist. Felsen über der oder dicht unter der Wasseroberfläche. Wen kümmert´s, wenn die Energieeffizienz stimmt!