Licht und Energieeffizienz
Licht und Energieeffizienz
2010
Heatballs aufgeflogen
19.11.10
Mancher ist so klug,
dass er andere belehren kann,
aber nicht klug genug,
um sich selber zu helfen.
Bibel
frei nach
einem Autor,
der sich nicht zu erkennen gibt
Soeben kam die Nachricht, dass 40.000 Heatballs aus China vom deutschen Zoll festgehalten werden. Ich glaube, dass die Aktion bereits angekündigt war, die Heatballs sind normale Glühlampen, die in der EU nicht mehr vertrieben werden dürfen, weil sie zu viel Wärme und zu wenig Licht aus dem schönen Strom machen. Ergo? Man verkauft sie als Ofen! Elektroöfen sind nämlich nicht verboten, obwohl sie noch weniger Licht gegenüber der Wärme produzieren. Ein Leuchtofen also …
Die Sache haben angeblich zwei findige Ingenieure eingefädelt, um gegen das Glühlampenverbot vorzugehen. Sie verstehen was von ihrem Beruf. Mittlerweile sind sie selbst im Ausland berühmt geworden. So schlimm hat sich die Sache die EU-Kommission wohl nicht vorgestellt - wie sie durch den Kakao gezogen wird. Dabei ist das Vorgehen der Missetäter nicht einmal sonderlich neu, man denke nur an den Drehspieß! Dieser ist ein Döner, der keiner ist, weil es in Berlin eine Dönerverordnung gibt. Noch viel älter ist der Umgang eines Hühnerzüchters mit der Grenzabgabe für Geflügel zu Zeiten, als die sich EU EWG nannte. Er ließ seine Hühner von einem Auerhahn befruchten, dessen Kinder nach dem damaligen Recht die Staatsbürgerschaft des Vaters annahmen - Wild. Dafür gab es keine Grenzabgabe. Im vorliegenden Fall haben die Erfinder der Heatballs nicht einmal einen Trick angewandt. Sie haben nur die Definition der EU für eine Lichtquelle benutzt. Die Sache wird derzeit als Satire gehandelt. Ist sie auch - fragt sich, was … Das Vorgehen der Erfinder oder das der EU?
Als ich den Artikel las, fiel mir ein Vorfall ein, der zeigt, wie Experten eines Fachs sich lächerlich machen können, wenn sie mal nicht nachdenken. Es geschah in einem Unternehmen, das eine neue Fabrik für extrem hochwertige Gläser aufgebaut hatte. Das sind Gläser, die man für Weltraumteleskope u.ä. braucht.
Der Chef zeigte unserer Gruppe stolz seine neuen „Häfen“, in denen das Glas geschmolzen wurde. Das Ende des Prozesses besteht darin, dass man den Hafen deckelt und gaaaaanz langsam abkühlen lässt, damit das Glas spannungsfrei bleibt. Unter dem Deckel waren unglaubliche Objekte montiert worden, die als Heizung dienen sollten: Kohlefadenlampen, die wir nur aus dem Museum kannten. Hier waren sie echt. Unser Gastgeber erklärte, man würde sie benutzen, weil sie sanfte Wärme abgäben. Diese seien „Wärmebirnen“, während die normalen Glühlampen „Lichtbirnen“ seien. Leider hätte man Probleme mit der Lebensdauer, weil die Wärmebirnen sehr schnell ihren Geist aufgäben. Den Hafen beim Abkühlen so einfach aufmachen, um eine neue Birne einzuschrauben, ginge nicht, weil das Glas einen gehörigen Schreck bekäme. So hätte man Probleme, die noch zu lösen wären. Man würde gut ein Drittel der Produktion des letzten Herstellers von Kohlefadenlampen aufkaufen.
Unser Professor grinste verlegen und sagte, „nehmen Sie zwei Lichtbirnen und schalten Sie sie hintereinander, dann haben Sie zwei Wärmebirnen, die nie wieder durchbrennen werden, solange die Fabrik steht“. Er erklärte außerdem, dass es egal sei, welche Lampe man da einbaut. Wenn der Deckel zu ist, wird alles in Wärme umgewandelt.
Uff! Der Gastgeber war platt. Wieso ist ein Unternehmen, das von der Optik und Physik so viel versteht wie kaum ein anderes, nicht selber auf die Idee gekommen? Ganz einfach: Man denkt zuweilen nicht, auch wenn man ansonsten unheimlich präzise denkt. So erging es mir mit dem elektrischen Strom. Zu meiner Kindheit kam er aus der Steckdose und wurde als die sauberste Form der Energie gehandelt. Tatsächlich kann man einen Holzofen nie völlig ohne Flugasche säubern, während ein Elektroofen nichts dergleichen produziert. Er produziert auch keinen Rauch. Dass der Dreck anderswo entstand, war mir nicht bewusst. Das lernte ich, als ich als Student in einem Kraftwerk arbeitete. Da wurden jeden Tag Berge von Kohlenstaub in Wärme, Rauch und CO2 umgewandelt. Wie viel Energie bei der Erzeugung von Strom verplempert wird, hätte ich spätestens im sechsten Semester präzise ausrechnen können. So kann die beste Umwandlung in der Thermodynamik nur einen Wirkungsgrad von 66% erreichen (schöne Grüße von Herrn Carnot). Also vergeudet das Kraftwerk erst mal ein Drittel der Energie, die in dem Brennstoff steckt. Der Brennstoff muss aber erst einmal zum Kraftwerk kommen, und der Strom muss nachher an die Steckdose transportiert werden. Wie viel Strom die Leitung vernichtet, hatte ich auch gelernt, exakt zu berechnen. Und? Mir fehlte nichts zu der Schlussfolgerung, dass die konventionelle Art der Stromerzeugung den unwirtschaftlichsten Umgang mit der Primärenergie bedeutet. Das musste ich Jahre später von den Grünen lernen. Primärenergie? Ziemlich neumodisch, früher kannte man so etwas nicht. Auch das lernte ich von den Grünen.
Vielleicht kann ich mich bei denen revanchieren. In ihrer ideologischen Verblendung haben sie am Glühlampenverbot gebastelt und nicht gesehen, womit man massiv Strom sparen kann. Mal in der Geschichte von Beleuchtungsnormen kramen - oder den Vortrag von Peter Boyce lesen, der die Begründung der Beleuchtungsstärkewerte in den Normen als Märchen entlarvt hat. (mehr BoyceFairyTales.pdf) In Deutschland wendet man viel Energie an, um Teppiche in Büros zu beleuchten. Die Idee davon entstand so um 1930, als die Großväter der heute wirkenden Personen über Beleuchtung nachdachten. Im Jahre 2010 feiern ihre Ergüsse feierliche Urständ. Zum Totlachen ist das nicht - oder vielleicht doch?
Zum Thema Heatballs alias Heizkugeln gibt es eine tolle Kolumne von Harald Martenstein (s. unten). Es werden Sponsoren für den Kakao gesucht, durch den man die Initiatoren des Glühlampenverbots ziehen will. Mit 5€ ist man dabei - oder man importiert dafür die entsprechende Menge an heatballs. Und wenn dies verboten wird, cookballs. Und wenn dies auch noch verboten wird, schau´n wir mal …